Beschreibung
Die Sopranistin Maria Callas (im Film dargestellt von Angelina Jolie) wurde 1923 in New York geboren, ihre Eltern stammten ursprünglich aus Griechenland. Nach der Trennung ihrer Eltern zog sie mit ihrer Mutter und Schwester in jungen Jahren nach Athen, wo sie später studierte und ihre ersten Auftritte hatte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs trat sie erstmals in Italien auf, es folgten Tourneen nach Lateinamerika und Engagements an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, von der Scala in Mailand bis zur Metropolitan Opera in New York. Ihre Beziehungen zu den jeweiligen Intendanten waren oft angespannt, mehr als nur einmal ließ sie wegen angeblicher Krankheit Auftritte sausen.
Trotz oder gerade wegen dem ihr nachgesagten Image einer Diva stieg Callas zur wichtigsten Sopranistin des 20. Jahrhunderts auf. Gegen Ende ihrer Karriere versagte ihr zunehmend die Stimme, sie war medikamentenabhängig, hatte eine Essstörung und lebte zurückgezogen in Paris, wo sie 1977 verstarb.
Das Biopic „Maria“ (2024) beginnt mit ihrem Tod und springt dann zurück, um die letzte Woche ihres Lebens zu beleuchten. Ihre Angestellten Ferruccio (Pierfrancesco Favino) und Bruna (Alba Rohrwacher) machen sich schon seit geraumer Zeit große Sorgen um die Gesundheit ihrer Chefin. Ständig verlangt sie, dass der Flügel neu positioniert wird, nie isst sie etwas. Doch sie probiert zu singen und während Sitzungen mit dem Dirigenten Jeffrey Tate ihre Stimme wiederzugewinnen.
Der Film bricht die reale Erzählung auf, indem die Droge Mandrax in Form eines Journalisten (Kodi Smit-McPhee) „auftritt“ und Maria durch ihren Tag begleitet. Sie erzählt von ihrer Kindheit, der Begegnung mit Reeder Aristoteles Onassis und denkt an ihre Karriere zurück. Wenn sie ihre Schwester in einem Pariser Café trifft, wissen wir nicht, ob es sich dabei nicht um eine weitere Halluzination handelt.
Das Paris, durch das wir Callas folgen, ist dabei hochgradig künstlich. Der für Maria oscarnominierte Kamermann Edward Lachmann lässt unseren Blick immer wieder über die extravagante Einrichtung der Pariser Wohnung oder die herbstlichen Farben der Stadt streifen …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Pablo Larraín macht keine gewöhnlichen Biopics. Der Regisseur aus Chile begeistert in den letzten Jahren mit Filmen über prominente Frauenfiguren, die anhand kleiner Ausschnitte aus deren Leben Großes erzählen. So widmete er sich 2016 in „Jackie: Die First Lady“ (mit Natalie Portman in der Hauptrolle) der Ehefrau von John F. Kennedy, indem er die Tage nach der Ermordung des US-Präsidenten und die Aufzeichnung eines Fernsehinterviews ins Zentrum rückte. Sein nächster Film „Spencer“ (2021) spielte nur am Weihnachtswochenende der britischen Royals und schaffte es, der omnipräsenten Figur von Prinzessin Diana (Kristen Stewart) neue Aspekte abzugewinnen. In beiden Fällen scheut Larraín nicht vor Rückblenden zurück, vermeidet es aber in die Konventionen des Biopics zu verfallen und die Figuren von Geburt bis Tod auserzählen zu wollen (wie es vor allem Musikerbiografien in den letzten Jahren nur zu gerne tun).
Mit „Maria“ (2024) schließt er seine lose verbundene Trilogie über wichtige, einseitig rezipierte Frauen des 21. Jahrhunderts nun ab. Wieder konzentriert er sich auf einen strikt abgegrenzten Zeitraum, diesmal auf die letzte Woche vor dem frühen Tod von Operndiva Maria Callas – großartig von Angelina Jolie verkörpert! –, springt jedoch immer wieder in Form von Erinnerungen zu zentralen Momenten oder Treffen mit wichtigen Personen in ihrem Leben zurück.
Für Angelina Jolie stellt „Maria“ schauspielerisch einen Höhepunkt dar, trotz Furore in Venedig im Herbst hat es schlussendlich aber nicht für eine Oscarnominierung gereicht. Die Amerikanerin hat in den letzten Jahren kaum Rollen übernommen, stieg stattdessen aber selbst zur Regisseurin auf. Als Maria Callas ist Jolie perfekt besetzt, spielt die unnahbare Anmutigkeit ebenso stark wie die zerbrechlicheren Momente tiefer Einsamkeit. Der Film selbst ist ganz auf ihre Performance zugeschnitten, voller Empathie für Maria Callas.
Larraíns dritter Streich hebt sich von seinen beiden Vorgänger vor allem visuell deutlich ab, erreicht aber nie dieselbe Wucht und bleibt bis zum Schluss auf sonderbare Art steril und distanziert.
Fazit: „Maria“ (2024) ist stark gespielt, kommt im Gesamtbild aber zu steril daher.