Beschreibung
Barbie lebt! In einer perfekten Welt (genannt „Barbieland“) mit all ihren Pinkschattierungen, Seite an Seite mit Barbie, Barbie und noch mehr Barbies. Und Kens (für alle die es nicht wissen: das ist Barbies Freund).
Als die perfekte Barbie (wunderbar verkörpert von Margot Robbie, deren Produktionsfirma LuckyChap Entertainment übrigens auch die Produktion mitstemmte) eines Tages mit Gedanken an die Endlichkeit aufwacht und ihr Perfektsein bröckelt (plötzlich kann sie statt auf den Ballen mit den ganzen Füßen auftreten, was Barbie – und das wissen alle, die mit ihr schon gespielt haben – nicht kann!), wird sie – für ihre „Behandlung“ – in die echte Welt verbannt.
Ken (göttlich: Ryan Gosling als platinblonder Schönling) drängt sich auf, um seine geliebte Barbie zu begleiten …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Das Repertoire des amerikanischen Spielzeugherstellers Mattel (Anm. nach dem dänischen Klemmbaustein-Giganten LEGO der zweitgrößte Spielzeugkonzern der Welt!) reicht von kultigen Kartenspielen wie „Uno“ und „Skip-Bo“, Kleinkinderspielsachen der Marke „Fisher-Price“ und den legendären „Matchbox“-Autos hin zu globalen Riesenfranchises wie „Harry Potter“, „Batman“, „Hot Wheels“, „Monster High“ und natürlich dem Traum vieler junger Mädchen: der „Barbie“-Puppe.
Nach etlichen Animationsfilmen und -serien (u. a. „Barbie in: Der Nussknacker“, „Barbie in Schwanensee“, „Barbie in: Eine Weihnachtsgeschichte“) haucht Filmemacherin Greta Gerwig (oscarnominiert für ihre gewinnenden Frauenfilme „Lady Bird“ und „Little Women“) im Auftrag von Warner Bros. Pictures letzterer mit dem gleichnamigen Film „Barbie“ (2023) nun erstmals echtes Leben ein! Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Noah Baumbach (u. a. „Marriage Story“) schrieb sie das Drehbuch und erschuf eine Welt, die in ihren Augen der wohl berühmtesten Spielzeugpuppe der Welt gerecht wird.
Barbie war in vielen Kinderzimmern dieser Welt daheim. Sie war das Spielzeug, das die meisten Mädchen (und Buben) haben wollten. Mit der Puppe mit den großen blauen Augen und ihren unrealistischen Proportionen (Wissenschaftler haben sich ihrer Anatomie angenommen und festgestellt, das Barbie nicht überlebensfähig wäre, in ihrem Unterleib wäre nicht genug Platz für lebenswichtige Organe) tauchten sie in Fantasiewelten ein.
Ein aufwändiges Setdesign (aufklappbarer rosa Rettungswagen, originalgetreuer Nachbau historischer Kostüme, etc.) entführt die Zuschauer nach Barbieland, wo Barbies „regieren“ und Kens nix zu sagen haben. Hier haben Häuser keine Stufen, wenige bis keine Fenster, im Pool ist kein Wasser, in der Milchpackung keine Milch. Mit wenigen Ausnahmen heißt jede Figur – no na – Barbie oder Ken (nervt mit der Zeit), alle lächeln und haben Spaß (trägt auch nicht gerade zur Dynamik bei).
Doch wie geht das, einer Puppe ohne Seelenleben, die im Grunde auf ihr Äußeres reduziert ist (Barbie wurde Ende der 50er-Jahre auf den Markt gebracht, Vorbild waren Schaufenster-bzw. Anziehpuppen), filmisches Leben einzuhauchen? Regisseurin Greta Gerwig schafft es, im Barbieland eine Spielsituation zu vermitteln, in der Realität angekommen ist vom Zuckerlrosa plötzlich nicht mehr viel da: Barbie wird mit den Regeln der Menschen konfrontiert! Mädchen mögen sie gar nicht, sie finden, sie würde dem Feminismus schaden, Männer regieren Welt und Wirtschaft (Komiker Will Ferrell als wenig smarter, ulkiger Mattel-Chef, der seine Buberlpartie-Geschäftsführung anführt).
Diese gesellschaftspolitischen Themen kommen in satirischem Gewand verpackt, absurde Szenen und allerlei Anspielungen (etwa Sylvester Stalones Fellmantel aus den „Rambo“-Filmen, den sich Ken umwirft, um – zurück im Barbieland – das Patriachart durchzusetzen), heben die Lachmuskeln.
Aber das ganz große Wow will sich nicht einstellen, zumal sich die Fantasykomödie „Barbie“ nach etwa zwei Drittel zieht wie ein rosa Hubba Bubba. Dass Gerwig da ein bisschen die Luft ausgeht, belegen die zwar netten, aber langen Tanz- und Gesangseinlagen.
Alles in allem ein würdiges Filmdenkmal für den Spielzeugklassiker, das wohl vielen (erwachsenen) Kindern Freude bereitet. Humorvolle, leichte Unterhaltung!
Der Film „Barbie“ (2023) feierte weltweit in derselben Woche (mancherorts sogar auf den Tag genau) wie Christopher Nolans „Oppenheimer“ seine Premiere. Wenngleich letzteres Werk ein intensives Biopic über J. Robert Oppenheimer – den „Vater der Atombombe“ und das Manhattan-Projekt, im Zuge dessen das unheilbringende Kriegsinstrument entwickelt wurde – darstellt und im klaren Kontrast zur buntgefärbten Fantasykomödie „Barbie“ steht, wurden die beiden Filme im Internet rasch zu einem viralen Meme, das unter dem gemeinsamen Titel „Barbenheimer“ auf Erfolg stoßen sollte: Manche Kinos zeigten die beiden Streifen sogar als Double-Feature – die Werbetrommel rührte sich sozusagen von selbst.
Bei der 96. Verleihung der Academy Awards im Jahr 2024 war „Barbie“ für acht Oscars nominiert – u. a. in den Kategorien „Bester Film“, „Bester Nebendarsteller“ (Ryan Gosling), „Beste Nebendarstellerin“ (America Ferrera) und „Bestes adaptiertes Drehbuch“. Tatsächlich gewonnen hat der Film am Ende den Oscar für den „Besten Song“ („What Was I Made For?“ von Billie Eilish und Finneas O’Connell).
Fun Fact: Für die Hauptrolle der Barbie waren in den ursprünglichen Plänen der verantwortlichen Studios und vor dem perfekten Casting von Margot Robbie übrigens Stand-up-Komikerin Amy Schumer („Inside Amy Schumer“, „Dating Queen“) und später Schauspielerin Anne Hathaway („Les Misérables“, „Rachels Hochzeit“, „Plötzlich Prinzessin“) vorgesehen.