Beckenrand Sheriff

Beschreibung

Das Freibad der fiktiven bayerischen Kleinstadt Grubberg hat schon einmal bessere Zeiten gesehen – selbst im Sommer bleibt die Flut der Badegäste aus. Traurig eigentlich, denn früher quellten die Becken nur so mit Kindern über.

Betrieben wird die Badeanstalt vom peniblen Bademeister Karl Kruse (herrlich kauzig: Milan Peschel), der auch als Drill Sergeant in einer Kaserne anheuern könnte: Null Toleranz auch gegen kleinste Verstöße („Kein Kraulen, Frau Bogner!“ schreit er beispielsweise einer pensionierten Stammkundin entgegen, die im menschenleeren Sportbecken ihre Bahnen zieht und ihm als Antwort nur gelangweilt den Mittelfinger entgegenstreckt), alles muss seine Ordnung haben. Für zusätzlichen Ärger sorgt außerdem eine frisch zugezogene Entenfamilie, die sich auf dem Grundstück scheinbar pudelwohl fühlt, es mit ihren Exkrementen verdreckt und Kruse tagtäglich auf der Nase herumtanzt. Nicht einmal mit Böllern lassen sich die Mistviecher vertreiben!

Dass das Bad von der eiskalten Bürgermeisterin (Gisela Schneeberger) wegen klammer Finanzen abgerissen und vom örtlichen Bauhai Albert Dengler (Sebastian Bezzel) in Luxuswohnungen umgebaut werden soll, verwundert kaum – trotzdem fällt Badewaschl Kruse natürlich aus allen Wolken.

Denn: Dieser Mann liebt seinen Job und das städische Freibad ist sein Zuhause! Einst trainierte er auch Denglers Tochter Lisa (Sarah Mahita), die eine große Karriere als Schwimmerin hatte, dann jedoch ob eines vermeintlichen Dopingfalls dem Schwimmsport den Rücken kehrte.

Wie bloß soll der Ungustl Kruse die Kassen wieder zum Klingeln bringen? Die örtliche Wasserball-Mannschaft – eine Gruppe von größtenteils untrainierten Männern, die den Stammtisch im Dorfbeisl besetzen und zum Teil nicht einmal richtig schwimmen können –, rund um Trainerin Silke Wilhelm (Johanna Wokalek), könnte doch ein anstehendes Turnier möglichst publikumswirksam im Freibad austragen?

Parallel dazu muss AMS-Mitarbeiterin Bettina (Tina Pfurr) den nigerianische Flüchtling Sali (Dimitri Abold) in einer neuen Arbeitsstätte unterbringen. Als Job für den jungen Burschen (der seit seiner Flucht jedoch Nacht für Nacht traumatische Erfahrungen mit dem offenen Meer verarbeitet!) sieht sie eine Stelle bei Kruse im Freibad vor. Na das hat er gebraucht!

Anfangs noch mit rassistischen Vorurteilen behaftet, taut Kruse im Verlauf des ganzen Debakels immer mehr auf und muss am Ende doch noch einsehen, dass man mit Menschlichkeit jedes Hindernis bewältigen kann …

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Rezension: Unsere Kritik zum Film

Der deutsche Regisseur Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt ist länger tot“, „Rotzbub: Der DEIX Film – Willkommen in Siegheilkirchen“) schuf mit „Beckenrand Sheriff“ (2021) einen Mix aus Komödie und Drama – wobei man ersteres betont als „deutschen Slapstick“ bezeichnen muss. Der funktioniert manchmal besser, manchmal weniger gut, in diesem Fall ist er definitiv gewöhnungsbedürftig.

Weder ist die Figur des Berliner Hauptdarstellers Milan Peschel besonders sympathisch, noch sind seine „Schmähs“ besonders gut. Vor allem seine (anfangs) rassistische Art dem geflüchteten Sali gegenüber ist alles andere als nachvollziehbar und dass man so einem Typen sein Freibad zusperrt, vergönnt man ihm als Zuseher:in beinahe schon.

Aber das ist vermutlich auch der große Lerneffekt bei diesem Film: Die Figuren sind augenscheinlich zwar oberflächlich gestrickt (grantiger Bademeister, verzweifelter Flüchtling, schleimiger Bauunternehmer), im Lauf des Films werden die Motive dieser unterschiedlichen Charaktere aber immer deutlicher offengelegt und fügen sich am Ende fast wie ein Puzzleteil zusammen (Anm. eine Anspielung auf ein nicht unwichtiges Element in diesem Film).

Was man „Beckenrand Sheriff“ zugutehalten muss, ist die enorme Stardichte: Milan Peschel, Sebastian Bezzel, Rick Kavanian, Gisela Schneeberger, Johanna Wokalek und Roland Düringer (in einer herrlich-widerwärtigen Gastrolle als Schlepper).

Fazit: „Beckenrand Sheriff“ quillt zwar von Klischees und sinnlosem Slapstick über, aber wir haben schon schlimmere Deutschkomödien gesehen.