Beschreibung
Seit dem Abi ist bei Chantal (Jella Haase) nicht viel weitergegangen. Sie will als Influencerin endlich den Durchbruch schaffen, was sich angesichts ihrer offensiven Dummheit und 300 Followern eher schwierig gestaltet. Freundin Zeynep (Gizem Emre) versucht, endlich einen vernünftigen Job zu finden, was „Schanti“ auch nicht recht ist. Jedenfalls ist ihr alter Lehrer Zeki (Gastauftritt von Elyas M’Barek) nicht wirklich begeistert, als er sieht, was aus ihr nicht geworden ist, als er sie zufällig bei einem Jugendzentrumsflohmarkt trifft.
Auf diesem Flohmarkt steht auch ein alter Spiegel. Als Chantal und Zeynep dem zu nahe kommen, saugt er sie ein – und spuckt sie in einem quietschbunten, aber ziemlich schrägen Märchenland wieder aus: schwule Prinzen (Max von der Groeben), kindliche Könige, die zu viel aus dem Jungbrunnen gesoffen haben, vertrottelte Ritter (Frederick Lau) und aus Gründen fiese Hexen (Nora Tschirner) mit Agenda gegen das Patriarchat.
Mittendrin die Heldinnen mit Handy und Pfefferspray. Denn Chantal ist hier die Dornröschen-Prinzessin, die nach dem Stich mit der Spindel 100 Jahre schlafen muss, ehe sie ein Trottelprinz wachküsst. Aber klar, dass sich die Influencerin und ihre taffe Freundin das nicht gefallen lassen und die Märchenwelt auf den Kopf stellen, ehe sie wieder heimkehren können …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
2013 brachte Genrespezialist Bora Dagtekin den ersten Teil seiner Schul-Gaunerkomödie „Fack ju Göhte“ ins Kino, der mit 7,4 Mio. Besuchern und 72 Millionen Euro Einspielergebnis der erfolgreichste Film des Jahres unserer bundesdeutschen Nachbarn wurde.
Zwei erfolgreiche Fortsetzungen folgten bis 2017, ehe die 10b-Problemklasse endlich ihr Abitur machen konnte. Insgesamt holten die drei Komödien 200 Mio. Euro, machten Hauptdarsteller Elyas M’Barek endgültig zum deutschen Superstar – und aus Nebenrollen-Talent Jella Haase, die aus der grellen Problemschülerin Chantal Ackermann eine prollige Kultfigur zauberte, einen absoluten Publikumsliebling.
Und so, wie Bora Dagtekin einst seinem Kumpel Elyas M’Barek die Trilogie auf den Leib schrieb und inszenierte, kommt nun, fast sieben Jahre nach Schulschluss, ein spätes Spin-off für Jella Haase. Wie ist es seitdem mit Chantal Ackermann aus der 10b und ihrer besten Freundin Zeynep weitergegangen? Man kann fast sagen: märchenhaft!
Eines kann man „Chantal im Märchenland“ sicher nicht vorwerfen: Gespart haben die Macher nicht. Das aufwendige Setting, der teure Star-Cast (in Nebenrollen u. a. Maria Happel, Nora Tschirner, Frederick Lau oder Alexandra Maria Lara), die digitalen Märchenwelten sowie eine Überfülle an originellen Ideen, die es in den fertigen Film geschafft haben, beweisen das. Ob dieser Mix allerdings auch wirkungsvoll auf den Boden kommt, das wird wohl sehr von der jeweiligen Person abhängen, die sich „Chantal im Märchenland“ (2024) ansieht.
Fans von Hauptdarstellerin Jella Haase und den „Fack ju Göhte“-Filmen werden höchstwahrscheinlich ihren Spaß haben und im farbenfroh angerührten Mix aus Slapstick, Satire auf Märchen und Social Media-Auswüchse, vorgetragen vorwiegend in Neuköllner Assi-Sprache und aufgeladen mit antipatriarchaler Grundstimmung zwei unterhaltsame Kinostunden finden.
Andere werden es möglicherweise bis zum Abspann nicht schaffen, die Hauptfigur auch nur annähernd sympathisch zu finden, sich ans teilweise Schultheaterniveau des Schauspiels zu gewöhnen bzw. dem Versuch zu widerstehen, das Kino nach einer halben Stunde zu verlassen.
Fazit: Kult und Käse wohnen bei der deutschen Fantasykomödie „Chantal im Märchenland“ Zauberspiegel an Zauberspiegel, die Entscheidung, was gewinnt, fällt individuell. Ein Blockbuster wird’s aber sicher wieder.