Beschreibung
Der alte Papst ist gestorben. Still und ruhig, nachts in seinem Bett. Damit beginnt ein seit Jahrhunderten unverändertes Ritual: Die Ehrung und Beisetzung des verwichenen Pontifex – sowie die Einberufung aller Kardinäle in den Vatikan, um in Abgeschiedenheit vom Weltgeschehen den neuen Papst zu küren. Dieses Konklave, so wird die Papstwahl genannt, wird von Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) geleitet. Ein kirchlicher Veteran, der innerlich in einer schweren Glaubenskrise steckt und hofft, sich nach dem Konklave ins Privatleben zurückziehen zu können. Aber zuvor muss er diese organisatorische, kirchenpolitische und auch emotionale Herkulesaufgabe meistern.
Die Ausgangslage ist brisant: Auf der einen Seite bringen sich reaktionäre Kräfte wie der charismatische und vereinnahmende Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto) oder der afrikanische Kardinal Adeyemi (Lucian Msamati) in Stellung, deren Gesellschaftsbild die Kirche jedoch um Jahrzehnte zurückwerfen würde. Ihnen steht der liberale Kardinal Bellini (Stanley Tucci), ein langjähriger Freund von Lawrence, gegenüber, der aber betont, selbst nicht Papst werden zu wollen und lieber Lawrence auf dem Heiligen Stuhl sähe. Der kanadische Kardinal Tremblay (John Lithgow) wiederum ist ein kühler Machtpolitiker, der seine Optionen auslotet.
Mitten in dieser Gemengelage unterschiedlichster Interessen platzt eine Bombe: Ein weiterer Kardinal, den niemand kannte, wünscht am Konklave teilzunehmen: Der gebürtige Mexikaner Benitez (Carlos Diehz) war vom alten Papst zum Kardinal von Kabul ernannt worden – „in pecto“, also im Geheimen. Dieser seltsame Umstand und an ihn herangetragene Gerüchte veranlassen Lawrence, die letzten Entscheidungen des Papstes diskret zu untersuchen. Und während die Kardinäle wählen, findet Lawrence nach und nach heraus, dass der tote Papst und einige seiner möglichen Nachfolger brisante Entscheidungen getroffen und tiefe Geheimnisse haben …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Robert Harris – der auch schon die literarischen Vorlagen zu „Vaterland“ (1994) oder „Der Ghostwriter“ (2010) lieferte – hat der deutsche Regisseur Edward Berger mit „Konklave“ (2024) nach der Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ (2022) ein weiteres Werk abgeliefert, das sowohl an der Filmpreisfront als auch beim Publikum allerbeste Chancen hat.
Neben den großartigen schauspielerischen Leistungen von Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini & Co. setzt Filmemacher Berger bei seiner Version der vatikanischen Umtriebe auf ein etwas anderes Konzept. Wo nämlich in thematisch ähnlichen Filmen wie „In den Schuhen des Fischers“ (1968) oder die Dan-Brown-Verfilmung „Illuminati“ (2009; u. a. mit Tom Hanks in der Hauptrolle als Robert Langdon) die architektonische Pracht des Vatikan und allgegenwärtige Renaissance-Kunst eine heimliche Hauptrolle spielen, rücken Berger und sein Kameramann Stéphane Fontaine die Menschen in den Mittelpunkt.
Nicht nur die kirchlichen Würdenträger mit ihren Strategien – dahinter und daneben machen sie immer wieder auch die vielen namenlosen Helferinnen und Helfer sichtbar, die nötig sind, das vatikanische Werkel am Laufen zu halten, etwa, indem sie hinter den Kardinälen die weggeworfenen Zigarettenstummel aufklauben. Ja, die Pracht ist da – aber diskret.
Wenn die Teilnehmer in ihrer Unterkunft, im Wohnheim Casa Santa Marta zusammen essen, wirkt das eher wie ein Internatsspeisesaal oder die Kantine eines mittelständischen Unternehmens, das Wohnhaus selbst wie ein sauberes, aber in die Jahre gekommenes Dreisterne-Hotel aus den 60er-Jahren. Selbst die Sixtina, wo die Wahl traditionell stattfindet, sieht zwar eindrucksvoll, aber nicht so überirdisch schön aus, wie sie tatsächlich ist. Außerdem fehlt der musikalische Pomp, der diese Settings normalerweise begleitet. Nur ein gelegentlicher, sperriger Score, der aber perfekt passt, unterstreicht die Szenen.
Das lässt den Schauspielern (tatsächlich ist „Konklave“, abgesehen von der extra reingeschriebenen Rolle von Isabella Rossellini, thematisch bedingt eine Versammlung älterer Männer; Romanautor Robert Harris hatte den altrömischen Senat als Vorbild herangezogen) viel Raum zum Glänzen. Und sie machen das so intensiv, spielen mit so viel Energie, dass es nichts macht, wenn viel Dialog in Italienisch oder Lateinisch (zumindest in der Originalfassung) gehalten wird, wie eben bei so einem Treffen üblich. Und man versteht trotzdem problemlos, worum es geht.
Um mehr Englisch reinzubringen, änderten Berger und Drehbuchautor Peter Straughan auch die Hauptfigur von einem Italiener zum Briten Lawrence und damit passend zu Ralph Fiennes. Den Twist am Ende von „Konklave“ hat man vom Roman übernommen. Der mag ein bisschen aufgesetzt wirken, passt aber perfekt in die Zeit und entlässt das Publikum zufrieden.
Man kann davon ausgehen, den Papstthriller „Konklave“ (2024) bei der Verleihung der Academy Awards (womöglich sogar mit einer Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester Film“?) wiederzusehen.