Der Killer

Beschreibung

Wir sehen einem namenlosen Auftragsmörder (Michael Fassbender) bei der Arbeit zu – und müssen uns dabei schnell vom Bild des eiskalten, ultracoolen und mondänen Profikillers von Welt verabschieden. Dieser kommt daher wie ein deutscher Tourist, mit Fischerhut, Hawaiihemd und beiger Jacke. Nur nicht auffallen, lautet seine Devise, und im Voiceover erklärt er uns, dass schließlich alle Welt weiß, dass niemand mit denen etwas zu tun haben möchte.

So spießig seine Erscheinung ist, so monoton verläuft auch sein Job. Tagelang harrt er in Paris in einem leerstehenden WeWork-Büro aus, vertreibt sich die Zeit mit Yoga und lauert darauf, dass endlich im gegenüberliegenden Luxushotel seine Zielperson auftaucht. Doch als es dann schließlich so weit ist, geht die Sache gründlich schief: Die Kugel aus dem Präzisionsgewehr trifft statt des anvisierten Mannes eine Domina, die plötzlich in die Schusslinie tritt!

Streng nach dem minutiös ausgetüftelten Plan bricht der Killer seine Zelte ab, verwischt seine Spuren und reist zurück in sein entlegenes Domizil in der Dominikanischen Republik. Dort muss er feststellen, dass offenbar sein ihm unbekannter Auftraggeber nun seinerseits Profimörder auf ihn angesetzt hat.

Weil seine Freundin übel malträtiert wurde und schwer verletzt im Krankenhaus liegt, bricht er seinen Grundsatz, niemals einen Job persönlich zu nehmen, und begibt sich auf einen blutigen Rachefeldzug quer durch die USA. Dabei betet er ständig sein Mantra herunter: Halte dich an deinen Plan! Lass dich nicht überraschen! Improvisiere nicht! Doch das ist leichter gesagt als getan …

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Rezension: Unsere Kritik zum Film

David Fincher gehört zu jener erlesenen Gruppe von Regisseuren, deren Werk sowohl beim Publikum als auch bei Kritikern hohen Anklang findet. Die Filme des in Denver, Colorado, geborenen Mannes, der nie eine Filmhochschule besuchte, spielten weltweit mehr als zwei Milliarden Dollar ein und wurden mit 40 Oscarnominierungen bedacht.

Bei der Auflistung seines Werks fängt man unweigerlich an, mit der Zunge zu schnalzen. Lesen Sie jetzt langsam und genüsslich und halten Sie manchmal bedächtig inne, denn einzelne Szenen und Zitate sind fest im kollektiven Filmgedächtnis verankert: „Alien 3“ (1992), „Sieben“ (1995), „The Game“ (1997), „Fight Club“ (1999), „Panic Room“ (2002), „Zodiac – Die Spur des Killers“ (2007), „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ (2008), „The Social Network“ (2010), „Verblendung“ (2011), „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (2014) sowie „Mank“ (2020). Dazu kommen noch zwei Serien, an deren Erfolg Fincher maßgeblich beteiligt war: „House of Cards“ (2013–2018) und „Mindhunter“ (2017–2019). Nun darf ein weiterer Glanzpunkt addiert werden, ein weiteres brillantes Stück Filmkunst: „Der Killer“, zu genießen ab 10. November 2023 auf Netflix.

Und mit der ziemlich freien Adaption der französischen Comicserie „Le Tueur“ von Alexis „Matz“ Nolent und Luc Jacamon gelang David Fincher erneut ein erstklassig bebilderter Geniestreich – der sich zwar auch hervorragend zum philosophisch-cineastischen Fachsimpeln eignet, aber in erster Linie durchgehend spannend ist.

Die inneren Monologe des Killers entwickeln einen faszinierenden Sog, dazu kommen energetische Action und bissiger Humor. Bei den Filmfestspielen von Venedig 2023 gab es frenetischen Applaus. Ende Oktober war dem Film – auch wenn Fincher oft und gerne die Vorzüge von Streaming preist – ein kurzer Einsatz in den Kinosälen vergönnt.

Fazit: David Finchers „Der Killer“ (2023) ist ein fesselndes, erstklassig in Szene gesetztes und gespieltes Porträt eines Auftragsmörders!