Everything Everywhere All at Once

Everything Everywhere All at Once

Beschreibung

Evelyn Wang (Michelle Yeoh) fristet ein frustriertes Dasein als Inhaberin eines Waschsalons in den USA. Das Verhältnis zu ihrem sanften Ehemann Waymond (Ke Huy Quan) bröckelt, er hat schon heimlich die Scheidungspapiere organisiert. Zu ihrer Tochter Joy (Stephanie Hsu) scheint sie mit ihrer herrischen Art ebenfalls keinen Zugang zu finden – Joys Homosexualität hat sie bisher nicht akzeptiert. Und dann ist da noch ihr Vater Gong Gong (James Hong), der sie einst aus der Familie verstieß und der nun ebenfalls in der kleinen Wohnung über dem Salon wohnt.

Zu allem Übel hat die Familie auch noch einen Termin bei der Steuerberaterin Deirdre (Jamie Lee Curtis). Doch statt frustrierendem Zahlenschubsen im Büro kommt es für Evelyn ganz anders. Etwas ergreift Besitz von ihrem Mann. Plötzlich kann er nicht nur Kung-Fu, sondern trägt auch futuristisches Tech Gear.

Er stellt sich gemäß seines Ursprungsuniversum als Alpha-Waymond vor. Seine Botschaft: Das Multiversum ist real. Und alle seine Welten sind bedroht. Die düstere Jobu Tupaki (ebenfalls Hsu) möchte alle Realitäten zerstören und nur Evelyn kann sie aufhalten.

Denn, so Alpha-Waymond, keine andere Evelyn in irgendeinem Universum hat ihr Potenzial bisher so wenig ausgeschöpft. Was ihr erlaubt, alle deren Fähigkeiten für die Konfrontation in sich zu vereinen. Doch schon bald muss Evelyn erkennen, dass ihren alternativen Ichs allen die Schlüsselfähigkeit fehlt, um zu Jobu durchzudringen, und die vielleicht nur ihrer „langweiligen“ Variante innewohnt …

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Rezension: Unsere Kritik zum Film

Mit Ikonen ist das so eine Sache. Ein Begriff, der schnell einmal in den Raum geworfen wird und zu voreiliger Adelung verleiten kann. Wenn das jedoch jemand verdient hat, dann die malaysische Schauspielerin Michelle Yeoh.

Zunächst Star des Hong-Kong-Actionkinos, stieg sie in den 90ern zu Weltruhm auf, war unter anderem als Bondgirl in „James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie“ (1997) oder in „Tiger and Dragon“ (2000) zu sehen. Quentin Tarantino eilte an ihr Krankenbett, als sie nach einer schweren Verletzung überlegte, den Job an den Nagel zu hängen. Und auch die für die Filmindustrie typisch weiblichen Karrierestolpersteine wie das Altern haben die Schauspielerin bisher nicht beeindruckt. Sie ist so beschäftigt wie nie. Ob nun „Star Trek: Discovery“ (2017), „Crazy Rich“ (2018), „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ (2021), „The Witcher: Blood Origin“ (2022) oder die „Avatar“-Sequels, Yeoh ist überall dabei!

Aber zum Film „Everything Everywhere All at Once“: Das Multiversum hat derzeit Hochkonjunktur. Doch während Marvel seinen Doctor Strange in die Abgründe der eigenen alternativen Version blicken lässt, ist Scheinerts und Kwans Vision eine der Selbstverwirklichung und der Selbstakzeptanz.

Zugleich ist „Everything Everywhere All at Once“ laut, obszön und voller Humor, wie man es von den „Daniels“ (Anm. so werden die beiden Regisseure Daniel Scheinert und Daniel Kwan von Fans genannt) bereits aus ihrem Erstlingswerk „Swiss Army Man“ (2016) gewöhnt ist. Abstruse Witze rund um Butt-Plugs und Hot-Dog-Finger wechseln sich mit Fragen nach Generationentrauma, Mutter-Tochter-Konflikten und der Schwere des Seins ab. Das kann beizeiten schon mal anstrengend werden, zu überladen wirken. Der Film steigt in seinen mehr als zwei Stunden Laufzeit kaum eine Minute auf die Bremse.

Dennoch findet man sich in diesem Strudel der Existenzangst wieder. Der Furcht, im Leben falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Wenn man alle Universen bereisen kann, alle Varianten des Selbst mit Stärken und Schwächen sieht, wo bleibt dann der Sinn? Woran kann man festhalten? An der Empathie, sagt der Film. Damit hat er nicht unrecht.

Bei der 95. Verleihung der Academy Awards im Jahr 2023 wurde „Everything Everywhere All at Once“ mit sieben Oscars ausgezeichnet, darunter vier Preise aus den „Big Five“-Kategorien („Bester Film“, „Beste Regie“, „Beste Hauptdarstellerin“ (Michelle Yeoh) und „Bestes Originaldrehbuch“) sowie „Bester Nebendarsteller“ (Ke Huy Quan), „Beste Nebendarstellerin“ (Jamie Lee Curtis) und „Bester Schnitt“.