Beschreibung
Es war einmal ein nicht näher definierter, aber menschlich verursachter Weltuntergang, der öde, rote Wüste hinterließ. Es gibt aber Ausnahmen. Etwa die geheimen, grünen Orte, die oasenartig und versteckt im Ödland liegen. Hier sorgen Windräder für Strom, es wachsen Obst und Gemüse, die meist weiblichen Bewohner sind friedlich und solidarisch. Außer, es kommt eine Bedrohung von außen wie der Fleisch stehlende Spähtrupp des mit seinem Volk vazierenden Warlords Dementus (Chris Hemsworth), der nach hartem Kampf auch die kleine Furiosa (als Kind: Alya Browne) verschleppt.
Dementus hat ein seltsames Faible für die Kleine und nimmt sie auf seine Raubzüge mit, bis er sie in der Zitadelle – eine Festung im Ödland – beim dortigen Warlord Immortan Joe (Lachy Hulme), einem absurden Freak mit ebensolchem Hofstaat und zwei Ekelpaketen von Söhnen, gegen einen dubiosen Deal eintauscht.
Furiosa, immer noch ein Kind, kommt in den Harem, wo vergeblich Nachfolger für den Herrscher und erfolgreiche Ammen für die Milchproduktion gezüchtet werden. Doch Furiosa kann entkommen und wächst jahrelang in der Zitadelle unerkannt als Arbeiter zu einer heimlichen Kriegerin (als Erwachsene: Anya Taylor-Joy) heran, die nur ein Ziel hat: Rache an Dementus für seine Untaten zu nehmen …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Wie bereits der Filmtitel „Furiosa: A Mad Max Saga“ vorweg nimmt, wird hier vom Vorleben jener einarmigen, furchterregend kämpfenden Furiosa geschildert, die in „Mad Max: Fury Road“ aus dem Jahr 2015 von Charlize Theron gespielt wurde und die Wege und Klingen mit dem Namensgeber der Reihe kreuzt, Max Rockatansky (Tom Hardy, der 30 Jahre nach Mel Gibsons letztem „Mad Max“-Einsatz die Rolle übernahm).
Wieder zeichnete Reihenschöpfer und Regieikone George Miller für die Inszenierung verantwortlich – und er hat Gas gegeben wie kaum zuvor. 168 Millionen US-Dollar Produktionsbudget und zeitweise 1.000 Leute am Set: die größte Filmproduktion der Geschichte Australiens, was man auch in jeder Einstellung sieht!
Miller entfesselt mit seinem Team eine sich immer wieder steigernde Apokalypse der Raserei (mechanisch wie menschlich), die man, auch als nicht-woker Betrachter, als Abrechnung mit toxischer Männlichkeit, die alles Humane aus den Überlebenden der Apokalypse gejagt hat, interpretieren muss.
Alles sieht unfassbar analog und real aus, kein digitaler Bullshit, sondern eine ununterbrochene, erdig-eisern-blutige Auseinandersetzung beim Kampf jeder gegen jeden, und im Zentrum immer die anfangs getriebene, dann mehr und mehr treibende Titelheldin.
Damit macht „Furiosa: A Mad Max Saga“ anno 2024 seinen zum Kult avancierten Vorgängern aus dem „Mad Max“-Franchise – das sind die Originalfilme mit Mel Gibson „Mad Max“ (1980), „Mad Max II – Der Vollstrecker“ (1982) und „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“ (1985) sowie das Quasi-Reboot „Mad Max: Fury Road“ (2015) – alle Ehre und setzt dem allen auch eine pervers brutale Krone auf.
Allerdings, und diese Einschränkung wird bald spürbar: Der Action-Hammer wäre um einiges unterhaltsamer und mitreißender, hätte Regisseur George Miller nicht nur seine Heldin, sondern seine ganze Welt im psychologischen Blick gehabt. Relativ bald stellt sich die Frage: Warum machen die das eigentlich alles? Worum geht es allen? Was wollen die eigentlich?
Noch dazu in einer Welt, wo alles, was über Essen, Trinken und Benzin hinausgeht, ausgestorben ist: Begehren. Angst. Oder Veränderung, sieht man von Furiosa (von beiden Schauspielerinnen großartig, fast ohne Worte, dargestellt) und den wachsenden Vehikeln ab.
Ob da einer stirbt oder eintausend, ist in so einem Universum ohne Gefühle egal. Auch dem Publikum. Es mag anmaßend klingen, in einem Actiongewitter wie diesem ein wenig Tiefe in Form von Motiven zu wollen. Aber hier hätten die Macher:innen aus einem „bloß“ toll inzenierten Actiongewitter ein modernes Meisterwerk machen können.
Unterhaltsam ist die laute Materialschlacht aber allemal. Unfreiwillig lustig ist nur die grotesk künstlich wirkende Maske von Chris Hemsworth mit Hakennase und Langhaar. Damit sieht er zwar nicht mehr wie Thor aus den Marvel-Superheldenfilmen aus, dafür aber wie einer der Zwerge aus Peter Jacksons „Hobbit“-Trilogie, den es nach einer Wachstumskur in die „Mad Max“-Welt geschleudert hat.