Beschreibung
Wir befinden uns ungefähr im Jahre 211 nach Christus. Die Ereignisse rund um den legendären General und späteren Gladiator wider Willen Maximus (siehe „Gladiator“ aus dem Jahr 2000 mit Russel Crowe) sind rund 16 Jahre her. Seitdem ist es mit Rom nicht wie damals erhofft bergauf gegangen, sondern radikal in die gegenteilige Richtung. Zwar sind das Reich und seine Metropole immer noch der unbestritten größte Machtfaktor seiner Zeit. Doch im Inneren ist Rom vermodert und dekadent geworden.
An der Spitze steht ein Brüderpaar, die sogenannten Zwillings-Cäsaren: Caracalla (Fred Hechinger) und sein in jeder Hinsicht kleinerer Bruder Geta („Stranger Things“-Star Joseph Quinn), die es vor allem im Feiern wüster Orgien zur Meisterschaft gebracht haben. Um die wichtigen Dinge kümmern sich mit ihrer Duldung andere – zum Beispiel der verdiente und loyale, aber immer weniger vom System überzeugte General Marcus Acacius (Pedro Pascal). Der ist auch Ehemann von Lucilla (Connie Nielsen).
Die ist, wir erinnern uns an den Originalfilm, Tochter des legendären Kaisers Marc Aurel, Vertraute von Maximus und Schwester des sinistren Nachfolgers Commodus, der am Ende in der Arena durch Maximus’ Hand starb.
Als General Acacius mit seiner Flotte an die nordafrikanische Küste nach Numidia aufbricht, um dort eine noch nicht unterworfene Stadt zu erobern, schlägt ihm heftiger Widerstand entgegen. Deren militärischer Anführer (Peter Mensah – wem das Gesicht bekannt vorkommt: der charismatische Ghanaer spielte durchgehend in der Serie „Spartacus“mit; berühmt wurde er allerdings als persischer Unterhändler in „300“, der von König Leonidas mit dem Ausruf „This! Is! Sparta!“ in die Wolfsgrube getreten wurde) und vor allem sein erwachsener Ziehsohn (Paul Mescal) liefern der Übermacht einen wilden, entschlossenen Kampf, auch wenn sie geschlagen werden und bittere persönliche Verluste hinnehmen müssen.
Dieser Ziehsohn ist – soviel Spoiler darf angesichts der Vorberichte und des Trailers sein – kein anderer als Lucillas Sohn Lucius. Nach dem Tod von Maximus und Commodus schickte sie den Knaben ins geheime Exil, weil er die Intrigen und Kämpfe um den vakanten Cäsarenthron als Enkel des Marcus Aurelius sicher nicht überlebt hätte. Jetzt hat Rom ihn wieder eingeholt.
Lucius hat fast alle Erinnerungen an seine Kindheit und Mutter dort verdrängt. Doch als er als Gefangener unerkannt zurückgebracht wird und in der Gladiatoren-Schule des charamanten, aber hochintriganten Macrinus (Denzel Washington) landet, will er nur noch Rache. Rache an der Armee, Rache an General Acacius, Rache am römischen Reich.
Doch erst einmal muss er in der Arena überleben. Denn hier wurden die menschlichen und tierischen Gegner in den letzten Jahren größer, wilder und gefährlicher denn je …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Als im Jahr 2000 Russell Crowe als unschuldig in Ungnade gefallener General Maximus von Regisseur Ridley Scott als „Gladiator“ in die Arena geschickt wurde, bebte die Leinwand. Obwohl mehr oder weniger reines Männerkino (damals ging das noch), ist die ultrabrutale, durch klare, nachvollziehbare Emotionen und Motive hoch verdichtete Sandalen-Schlachtplatte bis heute um keinen Tag gealtert. Crowe war eine Naturgewalt und danach ein Weltstar. Lediglich an den CGI-Animationen (etwa den Menschenmassen im Kolosseum) ist heute das frühe Baujahr von „Gladiator“ erkennbar.
Und nicht zu vergessen: Der Monumentalfilm „Gladiator“ war bei der 73. Oscarverleihung im Jahr 2001 für insgesamt 12 Oscars nominiert und gewann am Ende in fünf Kategorien – darunter „Bester Film“ sowie „Bester Hauptdarsteller“ für Russel Crowe, dessen Figur Maximus Decimus Meridius übrigens auf Platz 95 der 100 wichtigsten Filmcharakteren der Kino-Filmgeschichte gelistet wird.
Tatsächlich dauerte es fast ein Vierteljahrhundert, ehe Ridley Scott die ihm richtig erscheinende Story für eine Fortsetzung fand. Und sagen wir es gleich zu Beginn: Nein, die Dichte und emotionale Intensität des Originals erreicht „Gladiator II“ (2024) nicht ganz. Dazu liegen einfach zu viele Schicksale und Storyfäden, die Scott im alten Rom zu einem dicken Seil zusammenflicht, auf dem Tisch. Das geht so weit, dass die Geschichte von Lucius stellenweise deutlich in den Hintergrund tritt.
Auf der anderen Seite hat das aber auch den Vorteil, dass sich „Gladiator II“ trotz der spürbaren Steigerung tierischer Feinde in der Arena (Affen, Nashorn, Haifische) und menschlicher Gegner außerhalb und trotz gleichzeitigem Zitieren bewährter Elemente von Teil 1 (vor allem die Musik holt immer wieder das Original herein) anders anfühlt.
Statt Aufwärmen gibt es bei „Gladiator II“ ein frisch gekochtes Menü. Etwa die Wahl der Oberschurken. Um die seinerzeit großartige Leistung von Joaquin Phoenix als Kaiser Commodus nicht zu plagiieren, sind die Nach-Nachfolger Caracalla und Geta als Mischung aus Romolus und Remus, aber mit viel Beavis und Butthead angelegt. Paul Mescal als Lucius ist zwar ein Athlet und sympathisch, aber keine so eindrucksvolle Erscheinung wie einst Russell Crowe. Die heimliche Hauptrolle allerdings hat sich Denzel Washington als Macrinus geholt, der gegen alle Klischees agiert. Zwar nicht immer zu 100 Prozent nachvollziehbar, aber auf jeden Fall stiehlt er in seinen Szenen allen anderen Mitspielern lächelnd die Show.
Fazit: Wer befürchtet hat, dass „Gladiator II“ (2024) nur danebengehen kann, sei beruhigt: hier gibt’s visuell wuchtiges Action-Kino mit viel Blut und Emotionen.