Hades – Eine (fast) wahre Geschichte aus der Unterwelt

Hades – Eine (fast) wahre Geschichte aus der Unterwelt

Beschreibung

Wien, in den 1990er-Jahren: Der kleine Reza (Elyas Seidi) ist mit seiner Mutter (Mariam Hage) und seinem Bruder vor dem Golfkrieg von Teheran nach Wien übersiedelt. Der Kulturschock für die einst wohlhabende Familie ist groß, und nach innerfamiliären Problemen mit einem Onkel gerät Reza auf die schiefe Bahn.

Mit kleinen Gaunereien für die jugendliche Parkgang versucht er seine Familie zu unterstützen – und sich auch ein erträgliches Leben zu ermöglichen. Aber die Polizei in Gestalt von Inspektor Czermak (Aaron Karl), der den „kleinen Perser“ eigentlich mag, hat ihn immer im Auge.

20 Jahre später ist Reza (nun gespielt von Newcomer Anoushiravan Mohseni) erwachsen, machte Karriere als Profi-Kampfsportler mit vielen Titeln und ist hungrig auf Leben und Erfolg. Da holt ihn seine Vergangenheit ein.

Aus der Parkgang von früher sind Profis geworden: Boss Milan (Tim Seyfi) ist zwar nicht sehr viel größer geworden seit den Kindertagen, dafür ist er gerissen. Seine Handlanger Dragan (Igor Karbus) und Mo (Aleksandar Petrovic) sind die perfekten Männer fürs Grobe. Für die Feinarbeit engagiert der begeisterte, aber wenig talentierte Golfer Milan nun auch Reza.

Der ist ab jetzt Putter der Gang – der Mann, der die Bälle versenkt und die Punkte bringt. Schon bald sind Reza und seine beiden Jungs überall gefürchtet. Und egal, ob sie Schulden eintreiben, Schutzgelder kassieren oder spezielle Aufträge wie das Verdreschen unerwünschter Schwiegersöhne wohlhabender Familien ausführen – Reza macht die Punkte.

Er kümmert sich weiter um die Familie, dennoch bricht seiner Mutter (in der Gegenwart: Proschat Madani) das Herz. Sie spürt, dass ihr Bub in dunkle Geschäfte verwickelt ist, aber sein Doppelleben hält. Noch – denn als sich Reza in die kluge und aus gutem Hause stammende Studentin Beatrice (Alma Hasun) verliebt und sie sich in ihn, wird das Doppelleben immer riskanter und brüchiger. Denn auch Inspektor Czermak (in der Gegenwart: Fritz Karl) und seine Leute haben Reza & Co im Auge.

Und je ernsthafter Reza überlegt auszusteigen, umso mehr kniffliger werden Milans Aufträge. Und umso näher kommen auch die Ermittlungen der Polizei …

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Rezension: Unsere Kritik zum Film

Zur Einordnung des Films eine kurze Erklärung: Bei „Hades – Eine (fast) wahre Geschichte aus der Unterwelt“ (2023), ein Film made in Austria, sind wir nicht objektiv, sondern ergreifen begeistert Partei. Das Drehbuch stammt zum Großteil von unserem langjährigen Kinoexperten Horst-Günther Fiedler. Und weil der betont, das Wesentliche über die Bausteine eines Films und ob sie zueinander passen oder nicht, durch seine Arbeit bei uns gelernt zu haben, dürfen wir behaupten: Da steckt auch DNA von TV-MEDIA mit drin! Sehen Sie uns also bitte unseren Stolz nach, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen so viel von Film und Fernsehen verstehen, dass sie nicht nur darüber berichten, sondern aktiv mitgestalten können.

Aber kommen wir zur Filmkritik. Der im Iran geborene und früh nach Wien übersiedelte Kampfsport-Weltmeister Anoushiravan Mohseni ist in der Schauspielerei kein Anfänger. Zwar hat es bei uns bisher nur für einige Nebenrollen gereicht (zuletzt beim Geiseldrama „Taktik“ vom Regieduo Regie Hans-Günther Bücking und Marion Mitterhammer), im Iran hingegen ist Mohseni als Actiondarsteller eine Instanz.

Für „Hades – Eine (fast) wahre Geschichte aus der Unterwelt“ verdichtete der Wiener eigene Erlebnisse und die damaliger Freunde in der Hauptfigur Reza. Hades ist also kein Biopic, aber Story und Figuren fußen zu 80 Prozent auf realen Wurzeln.

Die sind im Film mit viel grimmigem Humor und großen Gefühlen abgefedert – denn Kinderkram waren die realen Ereignisse sicher nicht. Es bedurfte harter und langer Überzeugungsarbeit durch die MR-Filmproduktion und Regisseur Andreas Kopriva, dass der bei uns wenig bekannte Mohseni der einzig Richtige für diese Story und die Hauptrolle ist.

Umso erstaunlicher, wie harmonisch, routiniert und doch völlig anders (u. a. durch seinen hörbaren, charmanten Akzent) Mohseni zwischen berühmten Größen wie dem perfekt zerknautschten Fritz Karl, Proschat Madani (zum Niederknien in jeder Hinsicht), Alma Hasun oder Aglaia Szyszkowitz besteht.

Wenn Anoush, wie ihn seine Freunde nennen, mit seinen Kumpanen auftritt, bebt die Leinwand. Abgesehen von den Kampfkünsten reichen seine Präsenz und Ausstrahlung bis in die letzte Reihe des Kinosaals, was bei Austro-Filmen nicht oft passiert.

Theaterschauspieler Igor Karbus gibt mit dem loyalen, aber in seiner naiven Brutalität saugefährlichen Dragan ein großartiges Kinofilmdebüt. Aleksandar Petrovic, bekannt aus „Fuchs im Bau“ (2020) und „Die Migrantigen“ (2017), macht aus seinem wortkargen Mo eine so starke Figur – der würde eine eigene Geschichte tragen.

Alma Hasun kann als Beatrice die Achterbahn aller weiblichen Gefühle bis an die Tränengrenze abfahren – und dennoch eine moderne, starke junge Frau sein.

Fazit: Die erste Regiearbeit „Hades – Eine (fast) wahre Geschichte aus der Unterwelt“ von TV-Profi Andreas Kopriva („Vier Frauen und ein Todesfall“, „Walking on Sunshine“) ist eine Melange aus Härte, Humor, Tragik, Gefühl und Action, die schmeckt. Dazu die ganz großen Bilder von Kameramann Thomas Kürzl – schauen Sie sich das bitte an.