Beschreibung
Eigentlich liefe es bei der seltsamen Patchwork-Familie rund um Ex-Fiesling Gru (Stimme im US-Original Steve Carell; deutscher Synchronsprecher: Oliver Rohrbeck) ganz gut, sieht man davon ab, dass seine geliebte Lucy (Synchronsprecherin im Original: Kristen Wiig; auf Deutsch hören wir die Stimme von Komikerin Martina Hill) sich in ihrer neuen Rolle als Dreifachmutter der Adpotivtöchter Margo, Edith und Agnes nicht ganz so leicht tut und die gelben Minions wie immer nur Blödsinn im Kopf haben.
Aber dann schlägt das Schicksal in Form von Balthazar Bratt (im Original liefert „South Park“-Erfinder und Stimmwunder Trey Parker eine köstliche Glanzleistung ab; auf Deutsch gibt’s die unverkennbare Stimme von Joko Winterscheidt auf die Ohren) zu. Der war in den 80er-Jahren ein Kinderstar mit einer trashigen TV-Serie als laseräugiger Schurke, kam aber nicht mehr aus seiner Rolle raus. Und jetzt, Jahrzehnte später, ist er wieder da.
Visuell ist er eine kühne Mischung aus Austrofred, Weird Al Yankovic und dem Aerobic-Outfit von Jane Fonda aus ihrem Fitness-Video „Jane Fonda's Workout“ (1982). Trotzdem schafft er es, Gru und Lucy zu überrumpeln und vor ihren Augen den größten und wertvollsten Diamanten der Welt zu stehlen. Beide werden von der Anti-Verbrecher-Liga (AVL) gefeuert und stehen vor der Pleite – und auch die Minions ziehen unzufrieden ab.
Da kommt die nächste Überraschung: Ein seltsamer Herr namens Fritz (Steve Coogan/Marco Rima) behauptet, dass Gru einen Zwillingsbruder mit dem Namen Dru habe. Und dieser würde seinen Bruder samt Familie gerne kennenlernen. Tatsächlich stellt sich heraus, dass bei der Scheidung von Grus exzentrischen Eltern (Mama ein gewissenloses Luxusweib, Papa ein Schurke) jeder einen Sohn behalten hat. Dru (die Stimmen kommen, wie bei Gru, ebenfalls von Steve Carell bzw. Oliver Rohrbeck) ist in einem seltsamen kleinen Küstenstaat, der von Schweinen und Käse besessen ist, reich geworden.
Als Gru ihn samt Familie besucht, kippt die Anfangsfreude sofort in Eifersucht: Dru hat wallendes blondes Haar (hier haben die Designer möglicherweise bei unserem Schlager- und Ski-Export Hansi Hinterseer ein paar Anleihen genommen), einen schweinchenrosa Palast wie drei Denver-Clans auf einmal und eine Sportwagensammlung à la Jay Leno.
Doch auch er hat heimlich ein schweres Päckchen zu tragen: So gerne wäre er ein Superschurke geworden wie der Vater. Gru soll seinem überdrehten Bruder die Chance auf einen großen gemeinsamen Coup geben. Erst zögert der erfahrene, geläuterte Profi, doch dann ist ihm klar: Er wird sich mithilfe seines Zwillings und dessen verrückter Gadgets den größten Diamanten der Welt zurückholen, damit Lucy und er rehabilitiert sind und ihre Jobs wiederbekommen.
Klar, dass dieses doppelte Spiel nicht ohne innerfamiliäre Folgen bleiben kann …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Es ist nicht ganz einfach, bei „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ (2017) zu einem schnellen Urteil zu kommen. Denn auf der einen Seite sind die 90 Filmminuten so vollgestopft mit Andeutungen, Gags am Rande und Scherzen, dass man den Film wahrscheinlich dreimal sehen muss, um alle wirklich mitzukriegen – von 80er-Jahre-Musik und -Gags über Brat Pack und Co (wovon heutige Kinder wahrscheinlich keine Ahnung haben) bis zur faschierten Pixar-Konkurrenz in Form eines abgemurksten Nemo. Dabei legen die Regisseure Pierre Coffin und Kyle Balda ein derartiges Tempo vor, dass einem schwummrig werden könnte.
Allerdings haben sie nicht nur zu viele Gags, sondern auch viel zu viel Personal zu betreuen. Und so kommt es, dass es neben der Haupthandlung, wie Gru und Dru beim Diamantenraub wieder zueinanderfinden, noch Nebenhandlungen mit Lucy und der ältesten Tochter Margo bzw. deren Problemen oder über die Suche der kleinen Agnes nach einem echten Einhorn gibt. Und natürlich einen – sehr witzigen – Erzählstrang, wie die enttäuschten Minions eine Castingshow crashen, dafür im Gefängnis landen und den ultraharten Knast unter ihre Kontrolle bringen.
Gemeinsam haben alle diese Storyfäden eine überwältigende, pralle Optik. Aber von der Erzählung her finden die Fäden nicht überzeugend und harmonisch zueinander; am Ende sitzt man da mit sausendem Kopf und dem Verdikt „Viel zu viel, zu schnell, zu bunt, quasi ein animierter Zuckerschock“.
Das ändert aber nichts am großen Spaßfaktor, den dieser Animationsfilm bietet, wahrscheinlich den Großen sogar mehr als den Kleinen. Man sehnt sich nur zwischendurch nach den intelligenten und aus den komplexen Charakteren der ersten Teile geborenen Gags zurück, wenn die Rosatöne ein bisschen gar grell werden.
Am Box-Office sollte der dritte Teil der Hauptreihe der „Ich – Einfach unverbesserlich“-Franchise dennoch einschlagen wie eine Bombe: Den Durchbruch der Milliarden-Marke schaffte zurvor 2015 erstmals das „Minions“-Spin-off (globales Einspiel: 1,159 Mrd. USD!) – auch „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ knüpfte an diesen Erfolg an und lukrierte weltweit gigantische 1,035 Milliarden Dollar.
Damit war wohl jedem klar, dass die Geschichten von Gru und den gelben Minions weitererzählt werden mussten: Mit „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ (2022) gab es – bedingt durch die Coronapandemie (COVID-19) – jedoch erst fünf Jahre später ein Wiedersehen!