Beschreibung
Die Geschichte von Christopher Nolans Sci-Fi-Abenteuerdrama „Interstellar“ hebt in einer nahen Zukunft an, in der sich das Ende der Menschheit ankündigt. Wegen der rasant fortschreitenden, nicht mehr aufhaltbaren klimatischen Veränderungen werden weltweit die Nahrungsmittel immer knapper. Wer überleben will, wird Farmer. So wie etwa der zweifache Vater und Witwer Cooper (Matthew McConaughey), der im Mittleren Westen der USA im „Cornbelt“ riesige Maisfelder bewirtschaftet, um seine Kinder – Töchterchen Murph (Mackenzie Foy) und Sohn Tom (Timothée Chalamet) – sowie seinen Schwiegervater Donald (John Lithgow) durchzubringen. Doch der Überlebenskampf wird täglich härter – vor allem wegen der sich häufenden Sandstürme, die verheerende Ernteausfälle verursachen.
Neben all den realen Sorgen macht ihn Tochter Murph eines Tages darauf aufmerksam, dass in ihrem Zimmer offenbar ein Poltergeist umgeht. Cooper, ein Mann der Wissenschaft, war einst als Pilot und Ingenieur im Dienste der NASA tätig, bevor das Raumfahrtprogramm eingestellt wurde. Er glaubt nicht an Geister, muss nach mehreren mysteriösen Vorkommnissen aber zugeben, dass in Murphs Zimmer etwas nicht stimmt. Offenbar handelt es sich um ein naturwissenschaftliches Phänomen, eine Anomalie, die ihn und seine zehnjährige Tochter schließlich zu einer geheimen Basis des US-Luft- und Weltraum-Verteidigungskommandos führt, das nur offiziell eingestellt wurde. Verborgen unter der Erde arbeiten Regierung und NASA unter Leitung von Professor Brand (Michael Caine) nämlich mit Hochdruck an einem Plan, „Lazarus“ genannt, um die Menschheit zu retten.
Dabei soll ein scheinbar künstlich erschaffenes Wurmloch, das vor rund 50 Jahren in der Nähe des Saturn aufgetaucht ist, die Reise in ein Sonnensystem einer fernen Galaxie ermöglichen, in der gleich mehrere Welten für eine Besiedelung in Frage kommen könnten. Vier Weltraum-Missionen wurden bereits ausgesandt, kehrten aber nicht wieder zurück.
Cooper folgt dem Wink des Schicksals und schließt sich der Astronauten-Crew „Endurance“ – um Brands Tochter Amelia (Anne Hathaway), Doyle (Wes Bentley) und Romilly (David Gyasi) – für die letzte und alles entscheidende Mission als Pilot an.
Sehr zum Ärger seiner 10-jährigen Tochter Murph, die selbst noch als Erwachsene (in diesen Szenen gespielt von Jessica Chastain) nicht akzeptieren will, dass er sie verlassen hat. Nach einem rund zweijährigen Flug zum Saturn ist es dann so weit: Cooper, Brand und Co dringen in das Wurmloch ein. Was folgt, ist eine Reise ins Ungewisse, die Jahrzehnte dauern – und die Vorstellungskraft aller Beteiligten sprengen soll …
Jetzt ansehen
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Der britische Regisseur Christopher Nolan, der mit seiner milliardenschweren Comic-Trilogie „Batman Begins“ (2005), „The Dark Knight“ (2008) und „The Dark Knight Rises“ (2012) sowie mit seinem Sci-Fi-Heist-Thriller „Inception“ (2010) neue Genre-Maßstäbe setzte, gilt neben Kollegen wie Steven Spielberg, James Cameron und Peter Jackson als einer der wenigen Kino-Visionäre, deren Werke häufig gar mit jenen des legendären Stanley Kubrick verglichen werden. So bescheinigen zahlreiche Kritiker auch Nolans Filmen eine handwerkliche Brillanz, die ihresgleichen sucht, doch wie schon bei seinem Kollegen bekritteln einige auch eine emotionale Distanz in seinen Filmen.
Sei’s drum, dachte wohl Christopher Nolan – und stellte sich mit seinem Science-Fiction-Opus „Interstellar“ der bis dahin größten Herausforderung seiner Karriere.
Seit jeher strahlen Sterne eine unglaubliche Faszination auf die Menschheit aus. Basierend auf Erkenntnissen und Ideen des US-Wissenschaftlers der theoretischen Physik, Kip S. Thorne, weltberühmt für seine umfassenden Beiträge über die Gravitation und relativistische Astrophysik, wurde bereits 2006 publik, dass Steven Spielberg ein Sci-Fi-Epos namens „Interstellar“ plane – und hierfür Christopher Nolans Bruder Jonathan Nolan mit dem Drehbuch betraut hatte. Doch auch nachdem sich Spielberg längst anderen Projekten zugewandt hatte, dauerte es noch bis 2012, bis sich der „Dark Knight“-Regisseur selbst des Projekts annahm.
Dabei legt Nolan „Interstellar“ zu Beginn sicher nicht zufällig als intimes, an frühe Spielberg-Werke gemahnendes Familiendrama an, um in der zweiten Filmhälfte buchstäblich in neue Dimensionen vorzudringen: Er sucht nichts Geringeres als Antworten auf die Rätsel des Universums und betritt damit auch in erzählerischer Hinsicht Neuland. Es geht um den drohenden Weltuntergang, Familie, Liebe, Pioniergeist, neue Welten, schwarze Löcher, die Struktur von Raum und Zeit sowie das Wesen der Gravitation. Wer sich also ein typisches Sci-Fi-Actionspektakel à la „Star Wars“ und „Star Trek“ erwartet, ist hier definitiv im falschen Film.
Mit „Interstellar“ will Christopher Nolan viel erzählen und fordert sein Publikum intellektuell heraus. Auch wenn einem ob der Flut der komplexen wissenschaftlichen Informationen der Kopf brummt, so tut dies dem Genuss des Films keinen Abbruch. Im Gegenteil. Nolan bettet seine Geschichte in einen klassisch erzählten, grandios bebilderten – und mit Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, Matt Damon und Michael Caine schlicht sensationell besetzten Blockbuster.
Zudem zitiert er ganz ungeniert aus Meisterwerken wie etwa Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968), Philip Kaufmans Astronauten-Epos „Der Stoff aus dem die Helden sind“ (1983) – und sogar aus seinem eigenen Sci-Fi-Hit „Inception“ (2010). Letzterer erweist sich sogar als Spiegelbild von „Interstellar“: Während sich das Universum in „Inception“ dank der Traum-Schichten nach innen hin zusammenzieht, dehnt er sich in „Interstellar“ nach außen hin aus.
Fazit: „Interstellar“ erweist sich als enorm ambitioniertes, fesselndes und berührendes Stück Sci-Fi-Kino. Und wie Nolan am Ende die bis dahin parallel verlaufende Familiengeschichte mit der kosmischen Storyline zusammenführt, ist schlicht großes (allerdings auch langes) Kino!
„Interstellar“ (2014) wurde mit einem Produktionsbudget von 165 Millionen US-Dollar realisiert und lukrierte weltweit 773,8 Mio. USD am Box Office.
Im Jahr 2017 folgte Christopher Nolans zehnter Film „Dunkirk“.