Beschreibung
Im Mittelpunkt des in Rückblenden erzählten und vom Streamingdienst Netflix in Auftrag gegebenen Films „Maestro“ (2023), der mehrere Jahrzehnte umfasst und teils in Farbe, teils in Schwarzweiß gedreht wurde, steht die überaus turbulente Beziehung zwischen dem Dirigenten Leonard Bernstein (Bradley Cooper; auch Regie) und seiner Ehefrau Felicia Montealegre (Carey Mulligan).
Es ist eine tiefe Liebe und Seelenverwandtschaft, die dem Paar drei Kinder beschert und über die homoerotischen Umtriebe des Egozentrikers hinweg besteht. Auch die Musik kommt nicht zu kurz: Gleich zu Beginn sehen wir, wie Bernstein mit 25 Jahren in der Carnegy Hall kurzfristig für einen erkrankten Dirigenten einspringt und gleich bei seinem allerersten Einsatz triumphiert.
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Leonard Bernstein war schon zu Lebzeiten (1918–1990) eine Legende. Der Dirigent und Komponist („West Side Story“), der seine Rolle am Pult „Liebesakt“ nannte und seine symphonischen Orgasmen nach mitreißendem choreografischen Ritual inszenierte, war der Star und gleichzeitig das Enfant terrible der Musikszene: Der sinnesfrohe Sohn jüdischer US-Einwanderer aus der Ukraine, der als Jahrhunderttalent und Genie galt, rauchte hundert Zigaretten am Tag, trank enthemmt Whisky und lebte in vollen Zügen seine Bisexualität aus.
Schauspieler und Regisseur Bradley Cooper („A Star is Born“) verfilmte nun das Leben des ersten Popstars der Klassik und schlüpfte dabei auch selbst in die Hauptrolle – mit vorab umstrittener Nasenprothese.
Ganze sechs Jahre lang lernte Bradley Cooper akribisch das Dirigieren à la Bernstein – das Ergebnis ist schlicht verzaubernd!
Auch die Maske hat Fantastisches geleistet und lässt die beiden Hauptdarsteller:innen gekonnt altern. Für Aufregung im Vorfeld sorgte Kritik an Bradley Coopers Nasenprothese, die Bernsteins prominenten Zinken nachahmt. Von „Jewfacing“ und antisemitischen Klischees war die Rede, bis die Kinder Bernsteins den Nicht-Juden Cooper öffentlich in Schutz nahmen.
„Maestro“ (2023) ist für vier Golden Globes nominiert und wird als heißer Favorit für die Oscars gehandelt.