Beschreibung
Für Mickey (Robert Pattinson) ist auch nach dem Tod nicht Schluss: er wird einfach wieder „ausgedruckt“. Denn er ist ein „Expendable“, ein austauschbarer Arbeiter für die wirklich gefährlichen Aufgaben. Nachdem er von Kumpel Timo (Steven Yeun) zu einer miesen Geschäftsidee überredet wurde, muss er von der Erde flüchten und schließt sich den Siedlern des gefährlich dummen Politikers Kenneth Marshall (Mark Ruffalo) an.
Um noch einen der begehrten Plätze zu erhalten, stellt sich Mickey als Expendable zur Verfügung. Auf der jahrelangen Reise erledigt er jene Jobs, bei denen das Risiko zu sterben besonders hoch ist, und muss als menschliche Laborratte für die Entwicklung von Waffen und Impfstoffen herhalten. Insgesamt 16 Mal stirbt Mickey dabei, der 17. Klon ist der Protagonist des Films – daher auch der Titel „Mickey 17“.
Die Kolonisten sind inzwischen auf ihrem Zielplaneten Nilfheim angekommen – ein unwirtlicher, eiskalter Lebensraum. Mickey 17 wird losgeschickt, um den Planeten zu erkunden, und nach einer Attacke der dort lebenden, von der Kolonie später Creepers genannten Spezies (einer Mischung aus Gürteltier, Tausendfüßler und „Dune“-Sandwurm) für tot gehalten.
Also drucken die Forscher Mickey 18 aus, ohne zu ahnen, dass Mickey 17 noch lebt …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Nach dem grandiosen, in verschachtelten Rückblenden erzählten Beginn (der Titel kommt erst nach rund dreißig Minuten ins Bild!) bleibt die Sci-Fi-Dystopie „Mickey 17“ nicht auf die Mickeys, die ihre Existenz vor Marshall geheimhalten müssen, fokussiert.
Stattdessen franst die Geschichte in viele Richtungen aus: Da wäre Mickeys Freundin Nasha (Naomi Ackie), die Gefallen an beiden Inkarnationen findet, und Marshall selbst, der in Wahrheit nur nach der Pfeife seiner comichaft-bösen Frau (Toni Collette) tanzt und den Planeten nach seinen faschistoiden Vorstellungen gestalten sowie einen Krieg gegen die einheimischen Creepers beginnen will.
Lange Zeit wird nicht klar, wo das alles hinführen soll, und „Mickey 17“ plätschert etwas lange vor sich hin, bevor er in einen actionreichen dritten Akt abbiegt, der völlig unerwartet ein neues Thema aufmacht, das aber auf den zweiten Blick als wunderbarer Abschluss funktioniert; vor allem erscheint es passend, wenn man mit der Filmografie des südkoreanischen Oscar-Regisseurs Bong Joon-ho („Parasite“, „Memories of Murder“, „The Host“, „Mother“, „Snowpiercer“, „Okja“, „Hunde, die bellen, beißen nicht“) vertraut ist.
„Mickey 17“ (2025) greift die Themen seiner zwei bisherigen englischsprachigen Filme „Snowpiercer“ (2013) und „Okja“ (2017) wieder auf und verbindet sie zu einer hochunterhaltsamen, ulkigen und doch bitterböse zeitgemäßen Parabel über Kapitalismus, Klassenverhältnisse und die koloniale Ausbeutung von Mensch und Tier. Im Zentrum steht (versinnbildlicht durch die zwei Klone) die Frage, was es überhaupt heißt, ein Mensch zu sein.
Solche teils eigenwilligen Genrevermischungen (Horror und Klamauk liegen hier nah beieinander) sind typisch für den Südkoreaner. Für „Mickey 17“, das auf dem Roman „Mickey 7 – Der letzte Klon“ von US-Autor Edward Ashton basiert, konnte er mit Robert Pattinson („Twilight“, „The Batman“, „Der Leuchtturm“) einen Darsteller verpflichten, der die so entstehenden Feinheiten brillant zu verkörpern weiß. Als Mickey 17 spielt – und vor allem spricht (was er zuletzt auch eindrucksvoll im oscarprämierten Studio-Ghibli-Anime „Der Junge und der Reiher“ (2023; Regie: Hayao Miyazaki) unter Beweis stellte! – er unsicher und verletzlich, während Mickey 18 mehr an seine Version von Bruce Wayne erinnert.
Mark Ruffalo wiederum legt seine Figur des rücksichtslosen Herrschers unverkennbar als Trump-Parodie an und gibt sich den übertriebenen Gesten vollends hin. Dabei war „Mickey 17“ keineswegs als Film für die zweite Amtszeit des Republikaners geplant und sollte ursprünglich bereits vor mehr als einem Jahr in den Kinos anlaufen. Die Hollywood-Streiks und Postproduktionsverschiebungen sorgten dafür, dass der Film nun erst mehr als fünf Jahre nach Bong Joon-hos Oscarhit „Parasite“ (2019) erscheint.
Wer ein ähnlich zugespitztes und genial konstruiertes Werk erwartet, mag enttäuscht sein. Seinen Freifahrtsschein hat er für ein 100 Millionen Dollar teures, strukturell konfuses, aber zutiefst warmherziges Spektakel über die brennenden Themen unserer Zeit eingelöst.
Fazit: Origineller war Sci-Fi-Kino schon lange nicht!