Beschreibung
Amy Adams verkörpert in „Nightbitch“ (Anm. Verfilmung des gleichnamigen Debütromans der amerikanischen Autorin Rachel Yoder) die namenlose Hauptfigur – eine ehemals vielversprechende Künstlerin, die in ihrem neuen Leben als Mutter in der Vorstadt mit dem schleichenden Verlust ihrer Identität und der körperlichen wie seelischen Erschöpfung durch Schlafentzug kämpft.
Ihr Sohn, der sie nächtlich drangsaliert, und ein abwesender Ehemann (Scoot McNairy), der nur bei den angenehmen Aspekten der Elternschaft präsent ist, treiben sie an ihre Grenzen. So sehr, dass sie sich manchmal danach sehnt, ihre animalischen Urinstinkte zu wecken und endlich wieder „frei“ sein zu können …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Die Geschichte reflektiert eindringlich über die gesellschaftliche Rolle der Frau als Hauptverantwortliche für die Kindererziehung und beleuchtet, wie wenig dies hinterfragt wird. Eine besonders scharf formulierte Szene zeigt Adams’ Figur, wie sie ihrem Mann widerspricht, als dieser behauptet, er würde an diesem Abend „babysitten“ – schließlich könne man das eigene Kind nicht babysitten.
Der wilde Genremix „Nightbitch“ (man findet Aspekte aus den Schubladen Komödie, Drama, Fantasy und Horror) ist zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit der Illusion, dass Mutterschaft und berufliche Erfüllung problemlos vereinbar seien, während alte Freunde der Protagonistin mühelos mit genau diesem Bild zu glänzen scheinen. Durch den Kontrast zwischen ihrer Vergangenheit als gefeierte Künstlerin in New York und ihrer jetzigen Situation, die sie zu gelegentlichen Besuchen bei diesen Freunden zwingt, verstärkt sich die Tragik ihres inneren Konflikts.
„Nightbitch“ gibt einen überaus intensiven Einblick in die Herausforderungen des Mutterseins und hinterfragt auch die subtilen Machtstrukturen in familiären Beziehungen – eindringlich inszeniert und getragen von einer toll aufspielenden Amy Adams.
Regie führte Marielle Heller, die zuvor für Netflix die Miniserie „Das Damengambit“ (2020; u. a. mit Anya Taylor-Joy) inszenierte und mit ihren Werken „The Diary of a Teenage Girl“ (2015) sowie dem dreifach oscarnominierten „Can You Ever Forgive Me?“ (2018; u. a. mit Melissa McCarthy und Richard E. Grant) internationale Beachtung fand.
In Österreich wurde „Nightbitch“ im Zuge der Viennale 2024 erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt, einen offiziellen Kinostart erhielt der Film allerdings nicht – dafür kann man ihn ab 24. Jänner beim VoD-Anbieter Disney+ streamen.
Fazit: „Nightbitch“ bringt eine Mischung aus schwarzem Humor, psychologischer Tiefe und gesellschaftskritischer Reflexion auf die Leinwand.