Beschreibung
Große Freude und Aufregung in Windsor Gardens Nr. 32 bei Familie Brown: Dauergast Paddington (die Stimme in der deutschen Synchronfassung steuert Elyas M’Barek bei), der in die Familie aufgenommene kleine Waisenbär aus dem Regenwald, bekommt endlich seinen ersten Reisepass – auch wenn allein das Herstellen der nötigen Passfotos für den außergewöhnlich höflichen, aber ebenso tollpatschigen Bären nicht ohne gröbere Missgeschicke vor sich geht.
Und die Aufregungen reißen nicht ab, denn kurz darauf trifft ein beunruhigender Brief aus dem fernen Peru ein. Die Mutter Oberin (Oscar-Preisträgerin Olivia Colman) des Heims für Bären im Ruhestand, in dem Paddingtons Tante Lucy lebt, die ihn liebevoll großgezogen hat, berichtet von seltsamen Verhaltensweisen der alten Dame.
Für Paddington ist klar: Er muss unbedingt zurück in die alte Heimat und Lucy, der er so viel verdankt, helfen. Und weil die Browns gerade in einer kleinen „Wir verbringen nicht mehr genug Zeit miteinander“-Krise steckt und Papa Henry (Hugh Bonneville) in der Versicherung, für die er arbeitet, wegen zu viel Sorge vor Risken aufs Abstellgleis geschoben zu werden droht, geht der Clan ebenfalls mit auf die weite Reise.
Vor Ort müssen sie feststellen, dass Lucy verschwunden ist. Also bleibt den Browns – neben Familienoberhaupt Henry wären das übrigens noch Mutter Mary (Emily Mortimer), Töchterlein Judy (Madeleine Harris) und Sohnemann Jonathan (Samuel Joslin) – und ihrem Paddington nichts anderes übrig, als sich mit Hilfe des seltsamen Fluss-Kapitäns Hunter (großartig: Antonio Banderas) und seiner Tochter auf eine in jeder Hinsicht herausfordernde Expedition zu begeben, die viele Gefahren, emotionale Überraschungen und eine Begegnung mit der von Henry Brown so gefürchteten Purpurknie-Vogelspinne bringen wird …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Seit 2014 sind die Abenteuer des entzückenden Bärenfindelkindes, benannt nach Londons berühmtem Bahnhof, wo er einst auf die Browns traf, auch im Kino ein Fixpunkt – bisher erschienen: „Paddington“ (2014) und „Paddington 2“ (2017). Unter der Regie von Paul King spielten das Original und sein Sequel bei moderaten Produktionskosten mehr als eine halbe Milliarde Dollar ein; Publikum und Kritik waren gleichermaßen glücklich mit der recht freien, aber charmanten Adaption von Michael Bonds Kinderbüchern.
Als fiese Gegenspieler glänzten erst Nicole Kidman und danach Hugh Grant, die King jeweils in einer bunten, schrägen, streckenweise stark an Wes Anderson erinnernden Welt und Story agieren ließ. Dazu schafften es die europäischen Animations-Zauberer, Paddington derart lebensecht, süß und emotional darzustellen, dass auch die US-Konkurrenz von Disney & Co schlaflose Nächte gehabt haben muss. Bei uns stach als zusätzliches Atout die Synchronstimme von Elyas M’Barek, der dem marmeladesüchtigen Bärchen das perfekte Timbre zwischen Neugier, Unschuld und Höflichkeit mitgab.
Die Latte für den dritten Teil, der diesmal von Werbefilm-Macher Dougal Wilson als dessen erster Langfilm inszeniert wurde, liegt also hoch.
Von den ersten Bildern weg zeigt sich bei „Paddington in Peru“ (2024), dass mit Wilson ein echtes Top-Talent seine Chance genützt hat. Er drückt dem Paddington-Universum sofort einen individuellen Stempel auf, ohne zu radikal mit den Vorgängern zu brechen. Da sind noch immer Spuren von Wes-Anderson-Style vorhanden, aber ergänzt durch viele neue, frische visuelle Ideen.
Es muss aber angemerkt werden, dass einiges davon auch recht erwachsener Humor ist. Man wird kaum Kinder finden, die liebevolle Referenzen an Buster Keatons Stummfilm „Steamboat Bill, Jr.“ (1928) an Werner Herzogs „Fitzcarraldo“ (1982) oder „Meine Lieder – meine Träume“ (1965, besser bekannt als „The Sound of Music“) wiedererkennen werden – am ehesten noch jene an Indiana Jones, der auch zitiert wird.
Das Skript ist sorgfältig gebaut; alles greift ineinander, jede (vielleicht auch unbemerkt gebliebene) Andeutung zu Beginn findet am Ende ihren Sinn. Bloß auf die Unart, vor allem gegen Ende, in den Dialogen nochmal zu erzählen, was man gerade gesehen hat, hätte man verzichten können.
Dass „Paddington in Peru“ zwar sehr unterhaltsam ist, aber trotzdem nicht ganz an seine Vorgänger rankommt, liegt zum einen an den Schauplätzen. Es fehlt der britische Charme, der Wechsel von „Bär im Dufflecoat in London“ auf „Bär im Dufflecoat im Regenwald“ ist groß.
Auch die Browns sind die meiste Zeit mit Überleben befasst, sodass die kindgerechte Action passt; die Tiefe der Beziehungen – manche Figuren sind spürbar unter ihren Möglichkeiten eingesetzt – zueinander und die sich daraus ergebenden Gefühle kommen jedoch zu kurz.
Trotzdem unterm Strich: feine Familienunterhaltung für Lachmuskeln und Herz; der Star-Cast enttäuscht nicht. Sollte es Teil 4 geben: Bitte wieder zurück nach England!