Beschreibung
Im Zentrum des Geschehens des Netflix-Pharma-Dramas „Pain Hustlers“ (2023) steht die Mittdreißigerin Liza Drake (Emily Blunt), die keinen Schulabschluss hat und sich als alleinerziehende Mutter einer kranken Tochter schwertut, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen.
Sie wurstelt sich von einem schlecht bezahlten Job zum nächsten – und macht dabei eines Tages unverhofft eine folgenschwere Bekanntschaft: Als Nachtklubtänzerin lernt sie den Pharmareferenten Pete Brenner (Chris Evans) kennen, der ihr eine Stelle im nur schlecht funktionierenden kleinen Pharma-Start-up Zanna von Jack Neel (Andy Garcia) vermittelt, das ein neuartiges Schmerzmittel für Krebspatienten verkauft – nämlich ein Fentanyl-Spray, das sehr schnell wirkt und angeblich „sicherer als Aspirin“ ist.
Mit Charme und Chuzpe treibt Liza im Nu den Absatz des Lonafen genannten Medikaments und damit auch ihre Karriere in die Höhe. Doch bald steckt sie tief im Schlamassel …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Pharmafirmen sind vielen Menschen suspekt und haben deshalb ähnlich miese Beliebtheitswerte wie Waffenproduzenten, Ölkonzerne, Investmentbanken und Gebrauchtwagenhändler. Ihr fragwürdiger Ruf wird durch diesen exzellent gespielten, auf wahren Begebenheiten beruhenden Mix aus Krimi und Gesellschaftssatire ganz sicher nicht verbessert. Im Gegenteil: In „Pain Hustlers“ (2023) nimmt der britische Starregisseur David Yates – der zuvor u. a. bei den letzten vier „Harry Potter“-Filmen und bei den bisherigen drei Ablegern der Potter-Spin-off-Reihe „Phantastische Tierwesen“ auf dem Regiestuhl saß – die perfiden Umtriebe der US-amerikanischen Arzneimittelbranche aufs Korn.
Die Story von „Pain Hustlers“ basiert dabei auf einem 2018 im „New York Times Magazine“ veröffentlichten Artikel von Evan Hughes, der ausgearbeitet auch als Sachbuch erschien (der Titel des Buches lautet übrigens „The Hard Sell: Crime and Punishment at an Opioid Startup“). Darin wird vor dem Hintergrund der seit Jahren in den USA wütenden Opioidkrise – also dem starken Anstieg von Sucht und Todesfällen im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Opioid-Schmerzmitteln – die Geschichte von Insys Therapeutics erzählt.
Das Pharmaunternehmen vertrieb ein Opiumderivat namens Subsys. Durch hohe Schmiergeldzahlungen an Ärzte wurde das 50- bis 100-mal stärker als Morphin wirkende und in hohem Grad süchtig machende Mittel zum sorglos verschriebenen Marktrenner – mit dem sich einige eine goldene Nase verdienten und viele andere ins Unglück stürzten.
Regisseur David Yates zimmerte aus diesem Stoff mit „Pain Hustlers“ ein mit fiktiven Charakteren angereichertes Drama à la Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ (2013), nur dass hier das kranke US-Gesundheitssystem am Pranger steht. Auf unterhaltsame, vorwiegend schwarzhumorige Art geht es um Gier, Verzweiflung und Verführbarkeit – und am Ende um Schuld und Sühne.
Wer übrigens süchtig nach der Thematik ist, kann sich freuen: Derzeit wird der Opioidkrise in den Vereinigten Staaten sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt und es gibt, nebst zahlreicher Dokus, auch einige Filme und Serien dazu – darunter neben dem Netflix-Film „Pain Hustlers“ (2023) ebenfalls sehr empfehlenswert die True-Crime-Miniserie „Painkiller“ (2023; u. a. mit Matthew Broderick als Richard Sackler) sowie die Miniserie „Dopesick“ (2021; u. a. mit Michael Keaton, Michael Stuhlbarg, Will Poulter und Rosario Dawson).