Beschreibung
Die Story des Marvel-Comicfilms „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ (2021) ist ein bisschen kompliziert, fangen wir also ganz von vorne an: Vor langer, langer Zeit gelangten auf (noch) unbekannte Weise zehn Ringe, die wie Armreifen getragen werden können, auf die Erde. Sie verleihen ihrem Träger große Macht und beinahe göttergleiche Kräfte, darum wurden sie im alten China gut versteckt und bewacht.
Doch vor ca. 1.000 Jahren bemächtigte sich der gewissenlose Wenwu (Tony Leung Chiu Wai), eine Mischung aus Krieger und Dieb mit Herrschaftsansprüchen, dieser Ringe. Seither eroberte er viel, sein Geheimbund der zehn Ringe bestimmte aus dem Schatten der Anonymität heraus das Geschick der Welt entscheidend mit.
Anno 1996 fand Wenwu, der nicht gealtert ist, beim Versuch einen magischen Wald zu erobern, seine Meisterin: Jiang Li (Fala Chen) trägt, wie alle Bewohner ihres Dorfes, die Kraft eines magischen, schützenden Drachen in sich. Der Eroberer muss sich das erste Mal geschlagen geben – und verliebt sich in die schöne junge Frau. Er schwört dem Erobern ab, heiratet sie und bekommt mit ihr Sohn Shang-Chi (Simu Liu) und Tochter Xialing (Meng’er Zhang). Doch nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau Jiang Li verfällt er in alte Muster, will Rache und bildet seinen Sohn zum perfekten Mörder aus.
Sprung in die Gegenwart: Der Sohn konnte irgendwann fliehen und führt als Shaun in den USA mit seiner besten Freundin Katy (Awkwafina) ein sorgloses Leben ohne große Ansprüche an Beruf oder Einkommen. Bis eines Tages magische Ninjas auftauchen, um ihm ein Amulett abzunehmen – das wollen sie auch von seiner Schwester, die er aus den Augen verloren hat.
Es stellt sich heraus, dass Vater Wenwu denkt, seine verstorbene Frau aus einer Höhle bei ihrem ehemaligen Dorf befreien zu können. Er weigert sich zu glauben, das könnte katastrophale Folgen haben, und ist für dieses Ziel auch bereit, über die Leichen seiner Kinder zu gehen. Das ist der Startschuss für den überfälligen Kampf der Generationen …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
„Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ (2021) ist Marvels Verneigung vor dem Zeitgeist: Geschichte und Besetzung sind strikt asiatisch, im ganzen Cast gibt es zwei weiße Rollen – einer ein Fiesling, der andere ein Depp. Die Frauen sind immer klüger und meist auch stärker als die dickköpfigen, langsamer lernenden Männer, und auf gängige Schönheitsideale wird teilweise auch gepfiffen.
Trotzdem funktioniert dieser neue Ast des Marvel Cinematic Universe (der durch die Figur des Dr. Strange- Sidekicks Wong und durch Ben Kingsley als trotteliger Mandarin-Schauspieler Trevor Slattery aus „Iron Man 3“ ans restliche Marvel-Universum angedockt wird) vor allem in der ersten Hälfte sehr gut.
Da wird Action à la „Speed“ in einem amokfahrenden Bus samt Nahkampf geboten, Cagefights, irre Sequenzen auf Hochhaus-Baugerüsten. Dazu viel Humor und gute Chemie zwischen dem wirklich guten Cast – gebremst wird das alles lediglich durch dauernde Rückblenden in mehrere Zeitebenen, die Regisseur Destin Daniel Cretton für nötig hielt, um die sich über 1.000 Jahre erstreckende Geschichte verständlich rüberzubringen.
Titelheld Simu Liu ist ein echter Akrobat, aber auch Fala Chen, Meng’er Zhang und Michelle Yeoh turnen, springen und schlagen sich durch die Kulissen, als wär ihnen beim Cirque de Soleil fad geworden und sie hätten nun in den Martial Arts ihre Erfüllung gefunden: wirklich beeindruckend.
Aber so wie die ersten Minuten im alten China erweist sich die zweite Hälfte als weit schwächerer Teil. Da kippt alles in ein Märchen mit freundlichen Kuschelmonstern, fliegenden Dämonen, die Seelen saugen, und einem Duell der Drachen. Dieses CGI-Gewitter ist nur durchschnittlich innovativ, technisch auf Animationsfilmniveau und wird bald ermüdend. Vor allem auch deswegen, weil sich der Showdown gefühlt unendlich zieht, auf jedes Level ein neues folgt. Trotzdem ist jede dieser Wendungen bis ins Detail vorhersehbar, zumindest von Kinofreunden, die mehr als eine Handvoll Actionfilme in ihrem Leben gesehen haben. Aber immerhin ist auch hier so viel Humor eingebaut, dass man diese CGI-Überdosis/Dramaturgie-Unterdosis ohne Grant übersteht.
Fazit: „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ (2021) ist kein übler, in jedem Fall überraschender Start in die Phase vier des MCU. Ach ja, und nicht vergessen: Auf den Epilog nach den Credits warten!