Beschreibung
Das in London lebende US-Ehepaar Ben (Scoot McNairy) und Louise (Mackenzie Davis, u. a. „Terminator: Dark Fate“) Dalton steckt beruflich und privat ein bisschen in der Krise. Ein Urlaub in der Toskana mit der zwölfjährigen Tochter Agnes (Alix West Lefler) soll das verunsicherte Trio wieder ins Gleichgewicht bringen.
Dabei lernen sie nicht nur nervende dänische Kochschultouristen, sondern auch eine andere englische Familie kennen: Paddy (James McAvoy), eine laute, stets lachende und raum(über)greifende Erscheinung, und seine stillere, aber eindrucksvolle junge Frau Ciara (Aisling Franciosi). Nur deren kleiner Sohn Ant (Newcomer Dan Hough mit toller Talentprobe) ist etwas anders, weil sprechbehindert durch eine großteils nicht ausgebildete Zunge.
Als die Daltons nach der Heimkehr in London einen beruflichen Rückschlag erleiden, erhalten sie eine Einladung, eine Woche bei Paddy und Ciara auf deren Farm in Devon zu verbringen. Erst unsicher, nehmen sie schließlich an – und begeben sich in eine Welt, die anfangs anders und seltsam, aber nach und nach immer bedrohlicher wird.
Bis klar wird, was hinter den Gastgebern steckt …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Am Anfang waren die dänischen Brüder Mads und Christian Tafdrup, die anno 2020 Jahren den Plan hatten, den härtesten Film der dänischen Geschichte zu schreiben. Grundgedanke: In wie tiefe Schlamassel kann man geraten, weil man aus falsch verstandener Höflichkeit nicht rechtzeitig nein sagt? Das Resultat war im Jahr 2022 der Horrorfilm „Gæsterne“ (auf Deutsch „Gäste“), international unter dem Titel „Speak No Evil“ (aus dem Englischen frei übersetzt „Sag nichts Böses“) vermarktet und, weil das oben angeführte Versprechen weitgehend eingelöst wurde, zumindest in der Szene der Horrorfilm-Festivals ein Erfolg.
Das hat Hollywood aufmerksam gemacht, der Stoff gefiel ausgezeichnet (u. a. Genrepapst Jason Blum von Blumhouse Pictures), und nach Analyse des weltweiten Einspiels von nur rund 630.000 Dollar dachte man: Können wir besser!
Die Rechte wurden gekauft, 2023 rasch (weil der Generalstreik kam) unter der Regie von James Watkins („Die Frau in Schwarz“) gedreht. Für die Hauptrolle holte Produzent Blum James McAvoy, der bereits in den Blumhouse-Filmen „Split“ und „Glass“ (beide von Regisseur M. Night Shyamalan inszeniert) einen total durchgeknallten Mörder mit tarnender Fassaden spielte. Hätte also gut werden können – ist aber nur teilweise gelungen, verglichen mit dem Original aus Dänemark von 2022.
Das beginnt damit, dass in „Speak No Evil“ (2024) der Drehort Kroatien als Schauplatz Toskana verkauft wird. So was kommt vor im internationalen Filmbiz, aber geübte Touristen erkennen das. Und im Leben geübte Menschen erkennen auch rasch: Kein normaler Mensch würde freiwillig mit Leuten wie Paddy, der von McAvoy (was war der Mann zu „X-Men“-Zeiten für ein schmaler Hänfling; nun sieht er wie eine übertrainierte Russell-Crowe-Raubkopie des Jahres 2000 aus) mit einer Energie gespielt wird, die in jedem Moment gruselig vereinnahmend und übergriffig ist, länger als ein paar Minuten verbringen, geschweige denn eine Woche unter seinem Dach. Daher wackelt die folgende Konstruktion in ihrer Glaubwürdigkeit immer wieder, gesellschaftliche Höflichkeitskonventionen hin oder her.
Auch, dass die Versuche des zungenlosen Buben, auf seine Lage aufmerksam zu machen, in übersensiblen Zeiten wie diesen völlig ins Leere laufen, passt nicht ganz. Daher passiert in der ersten Stunde außer überdeutlichen Andeutungen nicht viel. Das haben die Macher wohl bei der Rohschnitt-Ansicht ebenfalls bemerkt. Um ihre Einleitung zu kürzen, haben sie dann merkbar Szenen herausgeschnitten, zum Beispiel nach dem gemeinsamen Abendessen.
In der zweiten Stunde von „Speak No Evil“ (2024) wurde das Hollywood-Glätteisen angesetzt und die Entwicklung plus Finale weitaus weichgespülter und publikumsfreundlicher gestaltet. Für echte Horrorfreunde ein Verlust, für auf Entertainment eingestellte Samstagabend-Kinogänger aber sicher nicht falsch. Denn der eine oder andere Moment dichten Grauens schleicht sich trotz der Remake-Schwächen ein.
Auf der Habenseite stehen nämlich sehr schöne Bilder, eine dichte Ausstattung und teils feines Schauspiel, obwohl McAvoy, der als Vorbild für seinen Paddy den höchst umstrittenen Maskulinitäts-Influencer Andrew Tate nennt, den Wahnsinn seiner Figur länger und mit mehr Zwischentönen hätte tarnen können. Aber dann wäre in der ersten Stunde noch weniger passiert.
Fazit: Der Horrorthriller „Speak No Evil“ ist ganz okay, aber im Grunde nicht nötig gewesen. Das dänische Original kann man indes nur schwer empfehlen!