Beschreibung
Ben Affleck hört das dem Vernehmen nach nicht so gern, aber viele Filmfreunde sind unverbrüchlich dieser Meinung: Die Rolle des mathematisch hochbegabten, aber im Autismus-Spektrum verorteten Christian Wolff, der offiziell als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer arbeitet, tatsächlich jedoch die Geldströme von Verbrechersyndikaten weißwäscht, war eine der besten Rollen seines Lebens, toll gespielt und eingebettet in eine mit Action und Spannung aufgeladene Story. Trotzdem hat es fast zehn Jahre gedauert, ehe Wolff & Co wieder auf die Leinwand zurückkehren durften. Und darum geht es diesmal, neun Jahre später:
Finde den Buchhalter! Agentin Medina (taff und glaubwürdigst: Cynthia Addai-Robinson), die schon vor vielen Jahren gemeinsam mit ihrem damaligen Vorgesetzten Ray King (J. K. Simmons) nach Wolff (Affleck) und seinen Auftraggebern gesucht hat, ist geschockt: King, der eigentlich lange im Ruhestand war, wurde ermordet. Auf seinem Arm ist eine Botschaft eingekratzt: „Finde den Buchhalter.“ In Kings Nachlass finden sich Fotos, Belege, Hinweise und Notizen, die auf ein ganz großes Ding hindeuten, aber keinen Sinn ergeben. Also folgt sie der Botschaft und bittet gegen jeden Amtseid den autistischen Christian um Hilfe – was zu einer sehr ungewöhnlichen und für Medina oft empörenden Zusammenarbeit führt. Offenbar war King einem Menschenhandel-Kartell auf der Spur, das für eine weltweite Mordserie verantwortlich ist. Das bringt Christian dazu, nach Jahren der Funkstille wieder Kontakt zu seinem Bruder Braxton (Jon Bernthal) aufzunehmen und ihn um Hilfe zu bitten. Und wie wir aus Teil 1 wissen: Der macht keine Gefangenen …
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Wer sich einen Aufguss von Teil 1 erwartet, wird angenehm enttäuscht. Regisseur Gavin O’Connor nimmt sich viel Zeit, seine Charaktere vorzustellen, verteilt aber seine Aufmerksamkeit diesmal breiter. Das sorgt für weitaus mehr Humor als in Teil 1 (vor allem Bernthals aufgekratzte Energie liefert viel), wirkt aber dafür streckenweise nicht mehr so straightforward und konzentriert wie das Original; auch, weil bis auf einige Highlights der Autismus von Christian als selbstverständlich genommen und nicht mehr so stark thematisiert wird. Dafür holt man viel aus der schrägen Bruderbeziehung raus, die aber manchmal Thriller und Action in den Hintergrund drängt – im letzten Drittel allerdings wird wieder kräftig aufs Gas gestiegen. Gut sind die Wendungen (und unerwartete Helfer, die Sinn ergeben und passen), die der Story, auch wenn sie manchmal eingebremst wirkt, immer neuen Schub geben. Insgesamt wirkt die Inszenierung genau, liebevoll und auch vom Sounddesign höchst ehrgeizig gemacht. Mit all dem Hightech-Überwachungsspielzeug, das da (nachvollziehbar) ins Spiel kommt, denkt man unwillkürlich: So hätte The Amateur aussehen müssen. Der Buchhalter schlägt ihn um Längen!