The Bikeriders

Beschreibung

Der US-Mittelwesten Mitte der 1960er: Dort, wo der American Dream mitunter ziemlich lange Schatten wirft, treibt sich der Fotografiestudent Danny (Mike Faist) im Windschatten des Motorradklubs „Vandals“ herum. Er macht Interviews mit den Bikern und ihren Familien, fotografiert sie und dokumentiert so einen Zeitraum von fast zehn Jahren. Jahre, in denen sich Ziele, Struktur, Auftreten und Personal der Vandals langsam, aber radikal ändern.

Begonnen hat alles mit Lastwagenfahrer Johnny (Tom Hardy) und dem Schwarz-Weiß-Fernsehen. Als er eines Abends im Kreis der Familie mit einem Bier vor der Glotze sitzt und Marlon Brando in „Der Wilde“ (1953) sieht, trifft ihn die Erkenntnis: Das will ich auch!

Johnny gründet in seiner Heimat Elmwood Park einen Motorradklub, die Vandals. Anfangs geht es darum, mit gleichgesinnten Kumpels Wettrennen auf einem Motocross-Acker zu fahren, die Motorräder schärfer zu machen und möglichst viel Bier zu vernichten.

So unterschiedlich die Mitglieder auch sein mögen, drei Dinge haben sie gemeinsam: Sie entstammen einer sozialen Schicht, die trotz Arbeit ziemlich weit unten steht. Sie sind nicht sehr gebildet und verachten – wie der tragisch simple Zipco (großartig: Michael Shannon) – alles, was nicht mit den Händen schwer arbeitet. Und in ihnen brodelt ein nicht näher definierbarer Frust über eingeschränkte Lebensperspektiven, der sich in kruden Freiheitsfantasien und Gewalt manifestiert. Und das immer öfter und immer stärker.

Bannerträger dieser Haltung ist der junge Benny (Austin Butler, der hier aussieht wie ein ernster Zwilling Val Kilmers aus der 1984er-Brachialsatire „Top Secret!“), ein fescher, aber todessehnsüchtiger Kerl, der Ärger anzieht wie Motten das Licht. Er ist mit Kathy (Jodie Comer) verheiratet. Bis sie ihn traf, war sie ein braves American Girl, innerhalb weniger Tage wurde sie zur perfekten Rockerbraut, die Benny den Rücken frei – und das Bier kalt hält. Sie ist eine der Hauptauskunftspersonen bei den Interviews von Danny; viele Personen und Vorgänge sind aus ihrer Perspektive geschildert.

Im Lauf der Jahre, als die Vandals durch Johnny immer radikaler werden, steigt Benny zur loyalen Nummer 2 der Gang auf. Johnny möchte, dass er sein Nachfolger wird – aber das verträgt sich nicht mit Bennys Freiheitsträumen.

Als dieser bei einer Schlägerei schwer verletzt wird, beginnt sich Cathy Sorgen zu machen – und sie versucht, ihren Mann von den Vandals wegzubekommen. Aber damit beschleunigt sie den drohenden Zerfall, der durch wachsende Brutalität, Konkurrenzbanden, den Vietnamkrieg und innere Verwerfungen längst begonnen hat …

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Rezension: Unsere Kritik zum Film

Die Interviews mit Bikern samt den Fotos von Danny Lyon gab es wirklich, sie wurden 1967 in einem Fotoband veröffentlicht. Der war für Regisseur und Drehbuchautor Jeff Nichols die Blaupause für seine sonst fiktive Story „The Bikeriders“ über Johny, Benny und Cathy.

Da sind wir schon bei einer großen Stärke dieses Films: Die Besetzung ist bis in die letzte Nebenrolle exzellent, das Schauspiel großartig – auch wenn mancher Dialekt (in der englischen Originalfassung) merkbar mühsam erlernt wurde.

Auch die Bilder sind sensationell. Die Sixties sind in Ausstattung und durchs Auge von Adam Stones Kamera so authentisch und echt, dass man erwarten könnte, jeden Moment laufen Charakter-Schauspieler von damals wie George Kennedy, Lee J. Cobb oder Jack Warden durchs Bild. Der gut ausgesuchte Soundtrack tut sein übriges.

Dafür braucht die zerklüftete Geschichte ziemlich lange, um zumindest zu beschleunigen. So richtig in Fahrt kommt „The Bikeriders“ nur stellenweise. Man könnte die Story mit einem Ausflug auf einem der damaligen Bikes vergleichen: Lange wird niedertourig und langsam, aber lautstark durch die Gegend gecruist, nur auf den kurzen geraden Straßenstücken zwischendurch wird aufgedreht, aber gleich wieder gebremst. Wobei das nicht der beste Vergleich ist, denn für einen Bikerfilm wird eigentlich ziemlich wenig gefahren, dafür umso mehr geredet.

Fazit: „The Bikeriders“ ist interessant, erfüllt aber manche Genreerwartung nur teilweise.