Beschreibung
Robert McCall (Denzel Washington) arbeitet in einem Baumarkt. Er ist der Kollege, der immer hilfsbereit ist, ein nettes Wort für alle hat – sogar für die frechen Youngsters am Arbeitsplatz, die den fleißigen Opa mit der selbstgeschorenen Glatze, die seine grauen Haare kaschieren soll, nicht so wirklich ernst nehmen. Sie schätzen, dass er mal im Marketing oder als Börsenbroker gearbeitet hat, ehe die große Krise viele große Tiere aus glitzernden Branchen auf den dreckigen Boden des kleinen Mannes runtergeholt hat. Doch auf Fragen nach seinem früheren Leben antwortet Robert nur mit freundlichen Scherzen. Denn diese tief in ihm verschlossene Vergangenheit lässt ihn nachts nicht schlafen.
Anstatt zu Hause zu grübeln, packt er dann ein Buch ein – und zwar aus der Reihe „100 Bücher, die man in seinem Leben gelesen haben sollte“ und setzt sich in sein Stammlokal, das Bridge Diners und liest. Dabei hat er sich im Laufe der Zeit mit der kindlichen Prostituierten Teri (Chloë Grace Moretz) distanziert angefreundet. Sie erholt sich hier von ihren oft widerlichen Freiern, die ihr über einen russischen Escortservice vermittelt werden. Eigentlich will sie Sängerin werden; Robert ist der einzige Mann, vor dem sie keine Angst zu haben braucht, auch wenn er sie immer wieder vor den Gefahren des weißen Zuckers warnt – und vor dem Leben, das sie führt.
Als Teri eines Tages nach Widerstand gegen einen brutalen Freier von ihren russischen Zuhältern krankenhausreif geprügelt wird, schaltet sich McCall ein. Er versucht, Teri aus den Fängen der Ostmafia freizukaufen. Doch die Menschenhändler, nur die großspurigen Statthalter eines mächtigen Moskauer Oligarchen namens Pushkin, verspotten den älteren Mann und versuchen, ihn zu demütigen. Ein schwerer Fehler!
McCall lässt resignierend sein altes, lange unterdrücktes Alter Ego wieder die Oberhand übernehmen. Denn einst war er für die Regierung und einen ihrer Geheimdienste tätig – als Genie, wenn es darum ging, dreckige Aufträge mit höchster Präzision zu erfüllen.
Robert McCall beginnt einen privaten Vernichtungsfeldzug gegen Pushkins Leute und killt mit haarsträubender Effizienz. Selbst als ihm Moskau den ebenbürtigen, eleganten, aber völlig psychopathischen Mr. Teddy (Marton Csokas, der aussieht wie eine kuriose Mischung aus jungem Sean Connery, Kevin Spacey und dem „Roten Drachen“) als Gegenspieler schickt, bleibt Robert unbeeindruckt – und steigert seinen Kampf nur noch weiter.
Mit der Polizei ist nicht zu rechnen; maßgebliche Beamte sind entweder von sich aus korrupt oder werden von den Russen geschmiert. Bald ist völlig klar: Es kann nur eine Seite überleben, Gefangene werden in diesem Krieg nicht gemacht …
Jetzt ansehen
Rezension: Unsere Kritik zum Film
Cineastische Rudel einsamer, angegrauter Actionwölfe, die dank ihrer außergewöhnlichen, aber plausiblen Nahkampffähigkeiten imstande sind, die Welt im Alleingang zu retten – man denke an Bryan Mills (Liam Neeson aus „96 Hours“), Tom Cruise als Jack Reacher oder Dauerbrenner Bruce Willis als John McLane mit seiner „Stirb Langsam“-Reihe – ist um ein Prachtexemplar reicher: Denzel Washington sorgt als unscheinbarer, aber um so tiefgründigerer Antiheld im Actionthriller „The Equalizer“ für Gerechtigkeit im durch und durch korrupten Boston.
Auch wenn die inhaltliche Schilderung nach dem üblichen Tschingbum klingt: „The Equalizer“ (2014) ist bei allem Actionmainstream, der in der DNA dieses Films steckt, eine höchst ambitionierte Angelegenheit. Regisseur Antoine Fuqua („Training Day“, „Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr“, „Die glorreichen Sieben“), dem die Leinwand-Umsetzung der längst vergessenen US-TV-Serie „Der Equalizer“ aus den 1980er-Jahren übertragen wurde, setzt auf eine wunderbare Bildsprache.
Allein die ersten Minuten, die das Appartement des Protagonisten zeigen, während er sich auf den Tag vorbereitet, erzählen ohne ein Wort alles, was man über Robert McCall wissen muss: Ein Mann, dem nur noch die Selbstdisziplin im Leben blieb, dessen Bett bereits penibel gemacht und der mit der Körperpflege fast fertig ist, wenn der Wecker läutet. Er zeigt seine Besessenheit mit Ordnung, Sauberkeit und einen fast schon Monk-mäßigen Drang, den wichtigen Tätigkeiten des Tages einen vorab festgelegten Zeitrahmen zu geben, den er konsequent überprüft.
Fuqua präsentiert McCall als einen Mann, der andauernd Verantwortung und Engagement für Leute übernimmt, die sich selbst nicht helfen können. Etwa für seinen dicken Kollegen Ralphie (Johnny Skourtis), der so gerne die Wachmann-Prüfung bestehen würde, aber nicht fit genug ist. Er trainiert den Moppel und motiviert ihn, bis es gelingen kann. Fuqua schafft dabei das Kunststück, diese behutsame und langsame Etablierung der Hauptfigur so interessant zu gestalten, dass es nicht stört, dass sich die versprochene Action ebenso langsam und auf Zehenspitzen anschleicht. Das liegt einerseits am intensiven Spiel des wie stets wunderbaren Denzel Washington, andererseits an den perfekten Bildern. Wenn die Kamera von außen den im nächtlichen Diner sitzenden Helden mit seinem mitgebrachten Tee zeigt, erinnert das an Gottfried Helnweins wunderbares Gemälde-Serie „Boulevard of Broken Dreams“.
Und umso gewaltiger und wuchtiger, aber absolut glaubwürdig donnert dann die Action ab, wenn Robert McCall ab Minute 32 letal loslegt. Ebenfalls für Fuquas Inszenierung spricht die angenehme Tatsache, dass „The Equalizer“ (2014) im Wechselspiel zwischen ruhiger Erzählung und explodierenden Gewaltspitzen nie ins hasserfüllte oder zynische Rache-B-Movie kippt. McCall bleibt immer Mensch, der seinen Gegnern die Chance gibt: Kehr um und tu das Richtige – oder trag die Konsequenzen.
Lediglich in der Mitte des Kreuzzuges gelingt dem Helden alles zu glatt und ohne spannungsnährende Widerstände – die einzige Schwäche des bis in die kleinsten Nebenrollen bestens besetzten Films, die durch den feinen Showdown im Baumarkt wieder ausgemerzt wird.
Mit einem globalen Einspielergebnis von knapp 200 Millionen US-Dollar (bei einem geschätzten Produktionsbudget von „läppischen“ 55 Mio. USD) war klar, dass es eine Fortsetzung von „The Equalizer“ geben wird. „The Equalizer 2“ (2018) kam vier Jahre nach der Veröffentlichung des Erstlingswerks in die Kinos, das (vorläufige) Finale der „Equalizer“-Trilogie „The Equalizer 3 – The Final Chapter“ lief 2023 an.