Beschreibung
Wenn es um Stunts bei großen Filmproduktionen geht, bei denen dem Publikum der Mund offen stehen bleibt, dann ist Stuntman Colt Seavers (Ryan Gosling) die Nummer 1. Colt ist der perfekte Mix aus Disziplin und Wagnis, der Applaus ist groß, wenn am Ende der Action Colts Daumen hochgereckt wird, dass alles in Ordnung ist. Vor allem aber lässt er den letzten echten Superstar Hollywoods Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) immer gut aussehen. Dass Colts Lebensgefährtin Cody (Emily Blunt) eine brillante und gefragte Kamerafrau ist, die bald reif ist für ihre eigene Regie, macht Colts Leben perfekt.
Fast perfekt – denn eines Tages bricht er sich bei einem Stunt ohne seine Schuld den Rücken. Er steigt aus Branche und Beziehung aus und versucht, als Parkwächter wieder zu sich selbst zu finden. Bis ihn nach fast einem Jahr der Anruf von Produzentin Gail (Hannah Waddingham) ereilt: Cody hat ihre erste Regie, einen riesigen Alien-Blockbuster in Australien. Sie bräuchte einen Stuntman und Koordinator wie ihn.
Also lässt er sich breitschlagen, doch vor Ort wird nach ein paar wilden Sequenzen klar: Cody wusste nichts von Colts Job bei ihr und kann in der schwersten Arbeit ihres Lebens keine überraschende Aufarbeitung ihrer Beziehung brauchen. Dafür stellt sich heraus, dass Superstar Ryder verschwunden und damit die Produktion gefährdet ist. Gail bittet Colt, sich auf die Suche zu machen, denn wenn einer den unberechenbaren Star in Sydney finden kann, dann er.
Wie sich zeigt, eine Aufgabe, die mörderischer ist, als brennend auf dem Bike von einer Brücke zu springen …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Mit seinen Filmen „John Wick“ (2014), „Deadpool 2“ (2018), „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ (2019) und „Bullet Train“ (2022) spielte sich Regisseur, Produzent und Stuntkoordinator David Leitch in die Herzen von Actionfans. Wo sein Name drauf steht, fliegen die Fetzen!
Mit seinem neuesten Werk „The Fall Guy“ (2024) wirft der ehemalige Stuntman Leitch einen Blick hinter die Kulissen der Filmbranche und zeigt vom knallharten Business dieser Adrenalinjunkies – in den Hauptrollen sehen wir Ryan Gosling, Emily Blunt und Aaron Taylor-Johnson.
„The Fall Guy“ ist eine große, laute, rasante und unterhaltsame Würdigung der unbesungenen, anonymen Stuntdoubles, die seit dem Jahr 1908 (erste Szene der Filmgeschichte, wo ein bezahlter Artist für einen Stummfilmdarsteller ins tiefe Wasser sprang) für Stars ihre Knochen riskieren. Diese Würdigung fällt so eindrücklich aus, dass man nach dem Abspann sofort eine Petition unterzeichnen möchte, dass die Stuntleute endlich ihren eigenen Oscar bekommen und vor den Vorhang geholt werden.
Apropos Abspann: Wer sich „The Fall Guy“ auch deswegen ansieht, weil er die Vorlage aus den 80er-Jahren, die bei uns „Ein Colt für alle Fälle“ hieß, noch kennt, der muss auf den warten, ehe zumindest eine verbindende Andeutung gemacht wird. Bis dahin haben Figuren und Story nicht das Geringste mit Lee Majors & Co zu tun, was gar nicht mal so schlecht ist.
Denn Ryan Gosling, der schon einmal vor 13 Jahren einen Stuntman im weit düstereren Thriller „Drive“ (2011) gab, spielt sich hier auf allen Actionebenen derart die Seele aus dem Sixpack-Leib, da steht Lee Majors ganz klar als vergleichsweise müder Macho-Opa da.
Ob bei Verfolgungsjagden, Schießereien, Faustkämpfen, angezündet oder in die Luft gejagt – der Kanadier, zuletzt als Ken in Greta Gerwigs „Barbie“ (2023) satirisch soft unterwegs, macht seine Sache so gut, dass man sich bald beim Gedanken erwischt, ob nicht Gosling der bessere neue James Bond geworden wäre statt Aaron Taylor-Johnson, der in „The Fall Guy“ den durchgeknallten Hollywoodstar gibt.
Dazu ließ sich Regisseur Leitch einige inszenatorische Feinheiten einfallen, die einfach Spaß machen. Etwa, als Colt Seavers in einem Club Drogen verabreicht bekommt und als Wirkung dann lange Zeit immer wieder Einhörner sieht. Oder wenn sich Emily Blunt bei ihrem Ex telefonisch erkundigt, was er über das Stilmittel des Splitscreens denkt und die ganze Sequenz als genial choreografierte Splitscreeneinstellung aufgelöst ist.
Überhaupt ist „The Fall Guy“ ein Fest für Filmfreaks. An jeder Ecke sind Zitate, Verweise, Ausstattungsstücke oder Dialogzeilen aus großen Filmen eingebaut. Es ist einfach eine Freude, dieses Hochamt für Filmverrückte zu verfolgen. Da ist es auch nebensächlich, dass Emily Blunt zwar eine tolle Schauspielerin ist, die ihren Part als Regisseurin Cody, bei der jede Entscheidung zusammenläuft, mehr als glaubwürdig spielt, trotzdem nicht die ideale Besetzung für eine Rom-Com ist. Wie überhaupt die Story an sich ziemlich bald durchschau- und vorhersehbar wird.
Aber das macht nichts, hier geht es um die Action, die Ideen und den Fun. Das liefern Gosling & Co am laufenden Band. Reingehen, Hirn aus, Spaß an. Einfach herrlich!