Beschreibung
Wir tauchen ein in den eiskalten Dezember des Jahres 1970. Es schneit, und es herrscht vorweihnachtliche Stimmung unter den Studierenden der Barton Academy in Neuengland. Die meisten haben gute Laune, schließlich sind sie auf dem Sprung nach Hause. Nur fünf Burschen, die entweder keine Familie haben, oder von dieser im wahrsten Sinn im Stich gelassen wurden, bleibt es nicht erspart, die Feiertage auf dem Gelände zu verbringen.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug, geschieht das auch noch unter der Aufsicht von Geschichtsprofessor Paul Hunham (Paul Giamatti), dem mit Abstand unbeliebtesten Pädagogen der Privatschule. Für das leibliche Wohl zeichnet die einfühlsame Küchenchefin Mary Lamb (Da’Vine Joy Randolph) verantwortlich, deren Sohn erst kürzlich in Vietnam gefallen ist.
Die Stimmung ist verständlicherweise gedrückt. Den Jugendlichen steht der Sinn nach Abwechslung und Abenteuer. Stattdessen sitzen sie in der Schule fest, zumindest für ein paar Tage. Bis nämlich der Vater eines reichen Schnösels via Hubschrauber auftaucht und vier der fünf Burschen nach Rücksprache mit deren Eltern auf eigene Kosten einen Skiurlaub spendiert. Nur der 15-jährige Angus Tully (Dominic Sessa) bleibt zurück – seine Mutter war leider nicht erreichbar.
Für den hochintelligenten Burschen bricht eine Welt zusammen. Wie kann man derart vom Pech verfolgt sein? Sein Frust entlädt sich in so manch skurrilem Streich – sehr zu Hunhams Leidwesen. Die geteilte Einsamkeit führt aber schließlich doch noch dazu, dass bei Angus, Paul und Mary – ein Trio, das ungleicher kaum sein könnte – pünktlich zum Fest der Liebe trotz allem so etwas wie eine besinnliche Stimmung aufkommt.
Und siehe da: Über die zwei folgenden verschneiten Wochen erleben sie allerlei kuriose Missgeschicke und bewegende Momente, die das ungleiche Trio zu einer Ersatzfamilie wider Willen zusammenschweißen …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Wenige Wochen nach den Feiertagen kommt mit „The Holdovers“ das neue Werk des vielfach ausgezeichneten US-Regisseurs Alexander Payne („Sideways“, „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“) – sechs Jahre nach seiner arg gefloppten Sci-Fi-Satire „Downsizing“ (u. a. mit Christoph Waltz) – endlich auch in die österreichischen Kinos.
„The Holdovers“ (auf Deutsch die Überbleibsel) erzählt von drei sehr unterschiedlichen Menschen, die in den einsamen Gemäuern der Barton Academy über die Weihnachtsferien zurückgeblieben sind. Klingt traurig – und ist es auch. Aber nur teilweise.
Mit der Tragikomödie „The Holdovers“ (2023) meldet sich der zweifache Oscarpreisträger Alexander Payne, der sich wie kein Zweiter auf warmherzige Geschichten voller Menschlichkeit versteht, zurück – und holt dafür erstmals seit fast 20 Jahren wieder seinen „Sideways“-Star Paul Giamatti vor seine Kamera.
Mit viel Feingefühl, Empathie und feinsinnigem Humor erzählt Payne davon, dass man zusammen weniger allein ist und manchmal gerade von jenen Menschen am meisten lernt, mit denen man scheinbar kaum Berührungspunkte hat.
„The Holdovers“ ist nicht nur in den 70er-Jahren angesiedelt – der Film wirkt in seiner Gesamtheit wie ein Werk aus den Siebzigern, und das beginnt schon mit dem Universal-Logo zu Beginn des Films, das aus jener Ära stammt. Auch die Trailer sind entsprechend visuell gestaltet (Stichwort kriesliges Bild) und das Sounddesign dahingehend angepasst (u. a. klingt die Erzähler-Stimme aus dem Off wie die vom 2008 verstorbenen Don LaFontaine, dessen Stimme man in den 70ern und 80ern in gefühlt jedem Trailer vernahm und der sich mit der Catchphrase „In a world …“ zur unverkennbaren „King of Movie Trailers“ bzw. „Voice of God“ etablierte). Dazu Payne: „Letztlich habe ich meine gesamte Karriere über eigentlich Siebzigerjahre-Filme gedreht. In meinen Geschichten konzentriere ich mich immer auf die Figuren und ihre Menschlichkeit, nicht auf erzählerische Kunstgriffe, Konventionen oder Spielereien. Ich mag es, eine Figur und eine Geschichte zu haben, die sehr viel mehr mit dem wirklichen Leben zu tun haben als mit dem Leben im Film.“
„The Holdovers“ gleicht einer schönen Zeitreise, präsentiert Figuren, die uns ans Herz wachsen, und lehrt uns einiges über den Begriff Familie. Also eigentlich die perfekte Ausgangsbasis für einen neuen Weihnachtsklassiker.