Beschreibung
Quasi zur Einstimmung auf die Olympischen Sommerspiele 2024 (die vom 26. Juli bis zum 11. August in Paris über die Bühne gehen), wird die französische Hauptstadt in dieser 20 Millionen Euro teuren Netflix-Produktion just während einer sportlichen Großveranstaltung von einem riesigen Hai heimgesucht. Im Horror-Actionfilm „Im Wasser der Seine“ (2024) ist es ein Triathlon-Bewerb, dessen Schwimmdisziplin einem aggressiven Kurzflossen-Mako ein üppiges Buffet verspricht.
Irgendwie hat es das imposante Raubtier – ein Weibchen – geschafft, sich den Weg vom Atlantik in die Stadt der Liebe zu bahnen. Wie in diesem Genre üblich, stehen sich Mahner und Ignoranten gegenüber. Zu Ersteren gehören die Umweltaktivistin Mika (Léa Léviant) und die brillante Meeresbiologin Sophia (Bérénice Bejo), auf der anderen Seite haben wir die Pariser Bürgermeisterin (herrlich ignorant: Anne Marivin), die ihr wichtiges Sportevent allen Unkenrufen zum Trotz durchziehen will.
Immerhin erkennt auch der Chef der Flusspolizei Adil (Nassim Lyes) bald den Ernst der Lage und rauft sich nach anfänglichen Missverständnissen mit Sophia zusammen. Die wird unweigerlich an einen blutigen Zwischenfall aus jüngster Vergangenheit erinnert, als sie und eine Gruppe Forscher:innen (darunter auch ihr eigener Ehemann) vor drei Jahren von eben jenem Makohai attackiert und alle bis auf Sophia gekillt wurden!
Zumindest einen Tracker konnten sie dem Raubfisch – getauft auf den Namen „Lilith“ (Anm.: in zahlreichen Büchern und Filmen als die Tochter des Teufels versinnbildlicht) – damals noch unter die Lederhaut jagen und als der just in Paris auf einem Radar aufblinkt, droht ein Blutbad zu passieren und das Wasser der Seine rot zu färben.
Während Sophia und Adil zu dem Schluss kommen, den Hai wohl oder übel erlegen zu müssen, wollen die Umweltaktivist:innen der Organisation „Save Our Seas“ rund um Mika das natürlich verhindern und pfuschen den Beiden bei jeder Gelegenheit rein. Was natürlich überaus kontraproduktiv ist, denn die Zeit drängt und schon bald soll der Startschuss des Triathlons fallen …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Der französische Regisseur und Drehbuchautor Xavier Gens, der zuvor neben dem Monsterfilm „Cold Skin – Insel der Kreaturen“ (2017) auch ein paar Episoden der fesselnden Actionserie „Gangs of London“ inszenierte, will seinen Hai-Horror-Actioner „Im Wasser der Seine“ (2024; im französischen Original trägt der Film den Titel „Sous la Seine“, auf Englisch wird er als „Under Paris“ beim Streamingdienst Netflix veröffentlicht) auch als eine mahnende Öko-Fabel verstanden wissen, die die Folgen von Umweltverschmutzung und Klimawandel thematisiert.
Seine Hauptdarstellerin Bérénice Bejo ist mit dem Filmemacher Michel Hazanavicius liiert und wurde für ihre Rolle in dessen großartiger Stummfilm-Hommage „The Artist“ (2011) mit einer Oscarnominierung geadelt. 2013 wurde sie in Cannes für „Le passé – Das Vergangene“ verdient zur besten Darstellerin gekürt.
Warum wir das extra erwähnen? Weil Bejo auch tatsächlich der einzig nennenswerte Lichtblick der europäischen Netflix-Produktion „Im Wasser der Seine“ ist und eine glaubhafte Vorstellung abliefert. Anfangs noch lethargisch zwischen Rache- und Schuldgefühlen baumelnd, muss sich ihre Sophie, die sich als Meeresbiologin eigentlich um das Wohlergehen aller Meereslebewesen sorgt, erst einmal aufraffen und eingestehen, dass Haifischdame Lilith mit allen Mitteln beseitigt gehört.
Das Zusammenprallen mit Umweltaktivistin Mika (übrigens richtig unsympathisch dargestellt von Léa Léviant; ob das beabsichtigt war, um im Zeitalter der „Klimakleber“ für ein nachhaltig negatives Bild von Umwaltaktivist:innen zu sorgen?) deuten wir als eine Art Konfrontation ihrer selbst – eine recht tiefe Symbolik, so sie tatsächlich in dieser Form gewollt war.
Nichtsdestotrotz plätschert die Handlung von „Im Wasser der Seine“ im Großteil der 104 Minuten Laufzeit eher seicht vor sich hin, wobei im letzten Drittel der Bodycount doch gehörig ansteigt und auch das Kunstblut literweise auf die Kameralinsen spritzt.
Zumindest das muss man dem Film hoch anrechnen: Seine Altersfreigabe von FSK ab 16 Jahren hat „Im Wasser der Seine“ nicht ohne Grund erhalten und dürfte Fans von Haifilmen glücklich machen – im Vergleich zum Rest der aktuellen Generation „Hai-Horrorfilme“, die (trotz hoher Altersfreigabe) eher blutleer ausgeht.
Beim Finale gibt’s schließlich nochmal großes Rambazamba (arg übertrieben mit Explosionen, die beinahe halb Paris zerlegen!), wobei spätestens hier auch Menschen mit Sehbeeinträchtigung nahe der Blindheit erkennen müssen, dass die Spezialeffekte und das CGI erbärmlich aussehen – mehr darf man sich von einer läppischen 20-Millionen-Euro-Produktion aber auch nicht erwarten.
Fazit: „Im Wasser der Seine“ (2024) ist für Fetischist:innen des Hai-Genres sicher ganz unterhaltsam, man sollte sich aber eher auf Trash der Marke „Sharknado“ einstellen und keine großartig bissigen Innovationen erwarten.