Beschreibung
Jason (Cecilio Andresen) ist zehn Jahre jung und Autist. Einer, der keine Inselbegabungen hat wie der legendäre Rainman, sondern einfach sehr rasch überfordert ist. Etwa, wenn es zu laut, zu hektisch oder gar berührungsintensiv wird. Oder, wenn eine seiner vielen unumstößlichen Regeln verletzt wird.
Schon allein die Nahrungsaufnahme ist ein Minenfeld: Essen darf nicht verschwendet werden. Es darf nicht öfter als zweimal die Woche Fleisch auf den Teller kommen. Die einzelnen Komponenten einer Mahlzeit auf dem Teller dürfen sich niemals berühren. Und schon gar nicht kann er sein Essen mit jemandem teilen. Ausnahmen oder Geringfügigkeit gibt es einfach nicht.
Humor, Ironie, Überhöhung oder Symbolik sind fremde Universen für Jason. Und wenn einmal etwas gegen sein unbestechliches inneres Logiksystem läuft, sieht er rot. Seien es die mobbenden Schulkollegen – oder die Religionslehrerin, der er lautstark Ignoranz der Naturwissenschaften und verschwörungstheoretische Ansichten vorwirft.
Das und immer wieder körperliche Auseinandersetzungen mit Mitschülern haben Jason in eine schwierige Lage gebracht: Entweder ändert sich radikal etwas, oder er muss auf eine Art Sonderschule. Das macht Mama Fatime (Aylin Tezel; spielte von 2012 bis 2020 in der deutschen Kult-Krimireihe „Tatort“ im Team der Dortmunder Ermittler:innen die Rolle von Kommissarin Nora Dalay), die mit der Situation zunehmend überfordert ist, so unrund, dass „Papsi“ Mirco (Florian David Fitz) ran muss.
Normalerweise ist der Herr Papa unter der Woche beruflich in ganz Deutschland unterwegs und kann sich nicht so viel kümmern, wie er gerne möchte. Aber sie finden eine mögliche Lösung: Wenn Jason ein Fußball-Lieblingsteam hätte, könnte er in der Schule mit den anderen darüber reden, ihnen so näherkommen. Jeder mag doch Fußball!
Aber es wäre nicht Jason, gäbe es nicht eine Latte von Listen und Bedingungen: Es dürfen keine Nazis unter den Fans sein, die Spieler dürfen keine unterschiedlichen Schuhe tragen, und peinliche Maskottchen sind verboten. Wie findet man das heraus? Indem man jedes Wochenende eine andere Mannschaft bei einem Spiel in ihrem Heimstadion besucht, und zwar quer durch die ersten drei Ligen Deutschlands …
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Rezension: Unsere Kritik zum Film
Nach dem 2023 mit einer Romy ausgezeichneten Drama „Oskars Kleid“ (Regie: Hüseyin Tabak) spielt Publikumsliebling Florian David Fitz (u. a. „Doctor’s Diary“, „Männerherzen“, „Männerherzen … und die ganz ganz große Liebe“, „Jesus liebt mich“) wieder neben einem „problematischen“ Kind.
In diesem Fall nach der wahren Bestseller-Geschichte „Wir Wochenendrebellen: Wie ein autistischer Junge und sein Vater über den Fußball zum Glück finden“ (2019 erstmals im Goldmann Verlag erschienen), die vor sechs Jahren in Deutschland ergriffene Schlagzeilen machte, Grimme-Preis inklusive.
Die filmische Umsetzung der Dramödie „Wochenendrebellen“ (2023) ist, obwohl zeitlich deutlich zugespitzt, ebenfalls gelungen. Jason-Darsteller Cecilio Andresen ist ein Jahrhunderttalent, Regisseur Marc Rothemund lässt süße Sentimentalität weg und dabei den Kleinen zeitweise sogar unsympathisch erscheinen – gibt aber durch das tolle Sounddesign tiefe Eindrücke seiner Welt.
Fazit: Schwer okay!