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Warum Bösewichte in Filmen so gerne Milch trinken
Es ist zwar nur ein kleines, dafür jedoch ein feines Detail, welches von Regisseur:innen oft und gerne verwendet wird: Milch in Filmen. Besonders beliebt sind lichtarme Einstellungen, die Antagonisten genüsslich ein Glas Milch süffelnd zeigen. Doch warum lässt man die harten Kerle zu solche einem Bubi-Getränk greifen? Des Rätsels Lösung ist eigentlich ziemlich simpel!
Erinnern Sie sich an den letzten Film, in denen ein ausgewachsener Kerl ein Glas Milch in der Hand hatte? Vermutlich, denn Beispiele gibt es zu Genüge: Killer Jean Reno in „Léon – Der Profi“ (1994), SS-Schwein Christoph Waltz in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ (2009), oder die legendäre Eröffnungssequenz von Stanley Kubricks Meisterwerk „Uhrwerk Orange“ (1971), mit Malcolm McDowell und seinen Droogs in der Korova Milchbar.
Der Böse konsumiert das „Gute“
Die Liste könnte noch lange fortgeführt werden – „Catch Me If You Can“ (2002), „No Country for Old Men“ (2007), „Mad Max: Fury Road“ (2015) und „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1955) sind nur einige weitere Beispiele – doch warum ist Milch ein so oft verwendetes Stilmittel in Filmen und Serien?
Gehen Sie einmal kurz in sich und denken Sie nach, was Sie mit diesem Getränk verbinden. Eine Jause bei der Großmutter? Das wohlbehütete Zuhause? Vielleicht ein schönes Bergpanorama mit etlichen Kühen auf einer saftigen Weide?
Sie kommen der Sache schon ziemlich nahe, denn die Antwort lautet schlichtweg: unsere Kindheit. Milch, so sagt man, ist gut für die Knochen und Kinder sind’s auch von Geburt an gewohnt (Mutter-)Milch zu konsumieren. Während man im Laufe des Lebens die Milch wahrscheinlich gegen Kaffee, Tee oder Alkohol ersetzt, bleibt ein Faktor dabei beständig: Milch ist unschuldig!
Bereits die weiße Farbe dieser verlockenden Flüssigkeit symbolisiert Reinheit, ein Bösewicht hingegen strahlt das genaue Gegenteil aus. Gerne werden die Fieslinge in den Filmen als dominant und überaus stark dargestellt – greift solch ein Kerl zu einem Glas Milch, wird damit die Macht des Bösen über das Gute gezeigt. Der/Die Böse ist sogar so hart, dass er/sie sich das Gute einverleibt, sozusagen „über ihm“ steht.
Das mag stumpf klingen, ist jedoch ein psychologisch akkurater Fakt, der u. a. vom französischen Schriftsteller und Philosophen Roland Barthes (1915–1980) in seinem Essay „Wine and Milk“ aufgegriffen wird – einen Auszug davon können Sie hier lesen.
Helden trinken Alkohol, die Bösen greifen zur Milch
Ein wiederum optischer Aspekt von Milch ist, dass sie sich in kontrastarmen dunklen Szenen sehr stark abhebt – besonders packende Szenen, in denen die Bösewichte viel Platz eingeräumt bekommen, profitieren zusätzlich von diesem Farbelement (der Hitchcock-Thriller „Verdacht“ ist ein perfektes Beispiel).
Tatsächlich greifen diese Figuren auch verhältnismäßig selten zu Spirituosen, denn das ist den Helden vorbestimmt: James Bond trinkt seinen Martini geschüttelt, nicht gerührt, und untermalt damit seine Coolness. Er könnte auch zum Whisky greifen oder zu einem Glas Wein, was seine Eleganz zum Vorschein brächte – der Böse hingegen ist Milchtrinker.
Womöglich auch deswegen, weil der Regisseur im Entferntesten damit ausdrücken möchte, dass diese verhassten Charaktere doch irgendwo auch etwas Menschliches in sich tragen. Oder durch dieses Stilmittel plötzlich paradoxerweise etwas Unschuldiges ausstrahlen …
Portal-Manager von TV-MEDIA, der mit seinem Faible für Film und Kino die größte Entertainment-Website Österreichs in Schuss hält. Liebt es, am Wochenende mit dem Millennium Falcon durch Mittelerde zu düsen und beim Pizzaessen mit den Teenage Mutant Ninja Turtles über Animes zu schwadronieren.
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