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Lost in Translation: Wenn eingedeutschte Filmtitel in die Hose gehen

Cineasten achten mindestens genauso penibel auf ihn wie auf den Inhalt des Films selbst: der Filmtitel. Während er in der Originalsprache des entsprechenden Herkunftslandes (meistens) Sinn ergibt – und dem Publikum in gewisser Weise etwas über den Film erzählt –, sind die Übersetzungen für den internationalen Vertrieb oftmals sogar richtig peinlich. Vor allem in die deutsche Sprache übersetzt wird so manche Filmperle damit schnell zur Lachnummer. Wir stellen einige der skurrilsten Fälle vor.

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Bernhard Steiner
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19 min
Wenn Filmperlen auf Grund ihres deutschen Titels plötzlich zur Lachnummer werden. So wurde z. B. aus der US-Komödie „Up the Creek“ (1984) der eingedeutschte Titel „Das turbogeile Gummiboot“

Wenn Filmperlen auf Grund ihres deutschen Titels plötzlich zur Lachnummer werden. So wurde z. B. aus der US-Komödie „Up the Creek“ (1984) der eingedeutschte Titel „Das turbogeile Gummiboot“

© Orion Pictures / Samuel Z. Arkoff & Louis S. Arkoff Production (Schriftzug aus Filmplakat von „Das turbogeile Gummiboot“)

Eindeutschen: Zwischen kreativem Prozess und willkürlicher Dummheit

Die Praktiken deutscher Verleihfirmen im Umgang mit Filmtiteln und deren Übersetzungen sind ebenso berühmt wie berüchtigt. Zwischen richtiger „Translation“ (dt. Übersetzung), Ansprüchen der Marketingabteilung und ästhetischen Gesichtspunkten herrscht eine regelrechte Schlacht.

Zugegeben, dass es zu Übersetzungen mancher Titel kommen muss, ist nun einmal Tatsache, doch die Ergebnisse klingen leider viel zu oft arg mechanisch oder einfach wirklich blöd – in seltenen Fällen werden englische Titel für den deutschsprachigen Raum dann auch gerne mit anderen englischen Worten „übersetzt“. Selten, aber doch sind auch echte Schmankerl dabei, bei denen man sogar von einem kreativen Prozess sprechen kann.

Deutsche Titel: Übersetzungen mit jeder Menge Facepalm-Potenzial

Wir haben uns durch die Filmgeschichte gewühlt und auf die Suche nach den besten bzw. eigentlich schlechtesten Beispielen für eingedeutschte Filmtitel begeben – herausgekommen ist dieses „Worst-of“.

Über legendäre Western, zeitlose Klassiker und schnulzige Romanzen hin zu actiongeladenen Reißern werden Sie in dieser Liste bestimmt den einen oder anderen Fall entdecken, der Ihnen einen herzhaften Lacher entlockt!

Diese eingedeutschen Filmtitel gingen gewaltig in die Hose

„Analyze This“ wurde zu „Reine Nervensache“

„Reine Nervensache“ (Originaltitel: „Analyze This“) von Regisseur Harold Ramis aus dem Jahr 1999 – ja, für einige Titel in unserer Liste braucht es wirklich starke Nerven. Der hier hat mit dem Original überhaupt nichts mehr zu tun.

Zur Handlung des Films: Paul Vitti (Robert De Niro) leidet unter Panikattacken und Depressionen. Nicht ungewöhnlich heute. Für einen knallharten Mafiaboss, wie er einer ist, aber ganz schlecht! Wenn auch nur ein Mitglied der ehrenwerten Familie Wind davon bekommt, dass Vitti schon bei Cartoons und kitschigen Werbespots von Weinkrämpfen geschüttelt wird, ist es aus mit der Patenkarriere. Und ausgerechnet in zwei Wochen steigt der Mafiagipfel mit sämtlichen Verbrechergrößen! Ein Psychiater muss her. Und wie es der Zufall will, hat Vittis loyaler Leibwächter Jelly (Joe Viterelli) auch schon einen am Haken: Dr. Ben Sobel (Billy Crystal) ist dem Mafioso ins Auto gekracht – und somit noch einen Gefallen schuldig. Der biedere Vorstadtseelendoc ist von der kriminellen Kundschaft zwar nicht begeistert, aber schnell zur Therapie „überredet“ – und gerät mit seiner auf die Hochzeit versessenen Braut in irre Abenteuer zwischen allen Fronten …

Trailer zum Film „Reine Nervensache“ (1999)

Reine Nervensache
Reine Nervensache

Ein Gangster dreht fast durch. Sein Seelenklempner fürchtet, dass man ihn deswegen durch den Wolf dreht. Welchen psychiatrischen Rat gibt man einem Typen, der seine Probleme mit blauen Bohnen und Zement löst? In dieser irren Mafia-Parodie nimmt De Niro als mächtiger, aber unsicherer Unterweltboss gekonnt seine vielen Gangsterrollen auf die Schippe. Crystal spielt seinen Psychotherapeuten, dem nur wenige Tage bleiben, um die emotionale Krise des Mafiosos in den Griff zu bekommen und ihn wieder in einen glücklichen, angepassten Gangster zu verwandeln.

1999
Jahr
103min
Spieldauer
64,7%
TMDB Score
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„Blast from the Past“ wurde zu „Eve und der letzte Gentleman“

„Eve und der letzte Gentleman“ (OT: „Blast from the Past“) – klingt auf Deutsch nostalgischer, als der 1999 erschienene Film von Hugh Wilson tatsächlich ist.

Zur Handlung des Films: „Wie lange werden wir hier unten bleiben müssen?“, fragt Helen Webber (Sissi Spacek) ihren Mann Calvin (Christopher Walken), als die beiden wegen eines angeblichen Atomschlags ihren Bunker beziehen. „35 Jahre“, so die Antwort! Tatsächlich verlassen die Webbers den Schutzraum nicht, Helen bringt sogar Sohn Adam im Bunker zur Welt. Der erkundet nach Ablauf der Frist als erwachsener Mann (Brendan Fraser) als Erster die Welt da draußen – und trifft die süße Eve (Alicia Silverstone) …

Trailer zum Film „Eve und der letzte Gentleman“ (1999)

Eve und der letzte Gentleman
Eve und der letzte Gentleman

Nach einem vermeintlichen Atomschlag im Jahre 1962 verbringt Adam 35 Jahre mit seinen Eltern in einem Atomschutzbunker. Als sich 1997 schließlich das Zeitschloss seines unterirdischen Heims öffnet, macht sich Adam nach Los Angeles auf, um neue Vorräte zu besorgen und eine gesunde Frau zwecks Fortpflanzung zu finden. Er trifft dabei ausgerechnet auf die sarkastische, von der Männerwelt entäuschte Eve, die ihn zunächst nur äußerst widerwillig durch die Gefahren des Großstadtdschungels lotst...

1999
Jahr
112min
Spieldauer
66,9%
TMDB Score
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„Conspiracy Theory“ wurde zu „Fletcher’s Visionen“

„Fletcher’s Visionen“ (OT: „Conspiracy Theory“) aus dem Jahr 1997 von Regisseur Richard Donner – Taxifahrer Jerry Fletcher (Mel Gibson) ist in diesem packend-ironischem Streifen mit Julia Roberts und Patrick Stewart zwar Verschwörungstheoretiker (wie auch der Originaltitel „Conspiracy Theory“ vermuten lässt), Visionen hat er hingegen keine!

Zur Handlung des Films: Der New Yorker Taxler Jerry Fletcher (Mel Gibson) nervt mit seinen wilden Verschwörungstheorien – etwa, dass die NASA Bill Clinton mittels ferngesteuertem Erdbeben töten will – nicht nur die Fahrgäste. Auch die fesche Justizbeamtin Alice (Julia Roberts) beliefert er regelmäßig mit seinen haarigen Thesen und verknallt sich dabei in sie. Alice hält ihn für einen harmlosen Spinner. Bis er bewaffnet zu ihr ins Büro stürmt und behauptet, von Unbekannten entführt und gefoltert worden zu sein. Ist Jerry doch nicht einfach nur paranoid?

Trailer zum Film „Fletcher’s Visionen“ (1997)

Fletcher's Visionen
Fletcher's Visionen

Wo immer er kann, verbreitet der New Yorker Taxifahrer Jerry Fletcher seine abstrusen Verschwörungstheorien. Doch eines Tages scheint er mit einer seiner schrulligen Visionen einen wunden Punkt des amerikanischen Geheimdienstes getroffen zu haben. Jahrelang hat ihm keiner ein Wort geglaubt, jetzt ist alle Welt hinter ihm her. Jerry hat nur eine Chance: Die ganze Wahrheit muß ans Licht...

1997
Jahr
135min
Spieldauer
66%
TMDB Score
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„The Deer Hunter“ wurde zu „Die durch die Hölle gehen“

Der deutsche Titel „Die durch die Hölle gehen“ mag zwar für die Handlung von Michael Ciminos Kriegsdrama aus dem Jahr 1978 überaus passend sein, hat mit dem Originaltitel „The Deer Hunter“ (dt. Der Hirschjäger) aber nicht mehr viel zu tun.

Zur Handlung des Films: Die USA, 1968: Ausgelassen feiern die Spezis Michael (Robert De Niro) und Nick (Christopher Walken) auf Stevens (John Savage) Hochzeit. Nach dem Fest gehen die Freunde miteinander zur Rotwildjagd (Originaltitel: „The Deer Hunter“), um wenig später freiwillig in den Vietnamkrieg zu ziehen. Szenenwechsel: Im Dschungel von Südostasien erwartet die patriotischen Stahlarbeiter aus Pennsylvania die Hölle. Die Männer geraten in Kriegsgefangenschaft und bekommen den Sadismus der Feinde u. a. beim „Russischen Roulette“ zu spüren. Dank einer List gelingt dem Trio die Flucht, bei der Steven seine Beine einbüßt. Nach den Strapazen des Krieges sind die Männer wie ausgewechselt. Michael kann mit seiner Flamme Linda (Meryl Streep) kein normales Leben mehr führen, und Nick endet in Saigon als Russisch-Roulette-Spieler … Michael Cimino teilt sein an die Nieren gehendes Antikriegsepos über Patriotismus, die Grausamkeit des Krieges und seine psychischen Folgen in drei meisterlich erzählte Akte. Dafür gab es fünf Oscars (u. a. in der Kategorie „Bester Film“) – aber auch Kritik wegen der eindimensionalen Darstellung der Vietnamesen.

Trailer zum Film „Die durch die Hölle gehen“ (1978)

Die durch die Hölle gehen
Die durch die Hölle gehen

Michael, Steven und Nick sind drei befreundete, russisch-stämmige Stahlarbeiter aus Pennsylvania. "Serving God and country proudly" steht auf einem großen Spruchband, als die drei Männer in den Vietnamkrieg ziehen. In der grünen Hölle werden sie schnell mit allen Grausamkeiten konfrontiert, die dem indochinesischen Konflikt immanent sind. Michael, Steven und Nick müssen zusehen, wie nordvietnamesische Soldaten unschuldige vietnamesische Bauern, vor allem Frauen und Kinder, töten und geraten alle drei in Gefangenschaft des Vietcong. Zusammen mit anderen traumatisierten Gefangenen zwingt der Vietcong die drei zu einem bestialischen "Spiel", in dem sie sich nacheinander einer Art russischem Roulette unter einem Bild Ho Chi Minhs aussetzen müssen. Michael aber findet eine Möglichkeit, dem selbstmörderischen Spiel zu entkommen...

1978
Jahr
182min
Spieldauer
80,1%
TMDB Score
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„Escape from New York“ wurde zu „Die Klapperschlange“

Protagonist Snake Plissken (Kurt Russell) hat in John Carpenters „Escape from New York“ (1981) eigentlich eine Kobra auf den Arm tätowiert, insofern ist der deutsche Filmtitel „Die Klapperschlange“ schon einmal wegen diesem Detail ein Fail. Immerhin machte der kultige 80er-Actioner Kurt Russell einst zum Star.

Zur Handlung des Films: Im Jahr 1997 (damals noch ferne Zukunft!) ist der New Yorker Stadtteil Manhattan ein einziges Hochsicherheitsgefängnis, wo die Häftlinge sich selbst überlassen sind. Als Terroristen die Air Force One samt Präsident genau dort abstürzen lassen, muss Sträfling und Ex-Elitesoldat Snake Plissken (Kurt Russell) ran. Er soll das Oberhaupt der USA da rausholen, und zwar innerhalb von 22 Stunden. Gelingt ihm das, wird er mit der Freiheit belohnt. Wenn nicht, explodieren Minibomben in seinem Hals …

Trailer zum Film „Die Klapperschlange“ (1981)

Die Klapperschlange
Die Klapperschlange

New York im Jahre 1997: Aufgrund der hohen Verbrechensrate ist ganz Manhattan in ein riesiges Hochsicherheits-Gefängnis mit über drei Millionen Verbrechern umgewandelt worden. Ausgerechnet hier stürzt die Air Force One mit dem US-Präsidenten ab. Es gibt nur einen, der den Präsidenten noch retten kann, der ehemalige Kriegsheld Snake Plissken.

1981
Jahr
16
Alter
99min
Spieldauer
70,6%
TMDB Score
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„Forgetting Sarah Marshall“ wurde zu „Nie wieder Sex mit der Ex“

Ja, dieser Film von Nicholas Stoller aus dem Jahr 2008 ist eine witzig-freche Liebeskomödie, doch der deutsche Titel „Nie wieder Sex mit der Ex“ schießt im Vergleich zum Original „Forgetting Sarah Marshall“ etwas über das Ziel hinaus. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass beide Aussagen mehr oder weniger auf dasselbe abzielen.

Zur Handlung des Films: Der Musiker Peter (Jason Segel) ist ein glücklicher Mann. Als Komponist für eine TV-Serie sitzt er beruflich fest im Sattel, und in seiner Freundin, der erfolgreichen Schauspielerin Sarah Marshall (Kristen Bell), hat er anscheinend seine Traumfrau gefunden. Bis sie ihn überraschend eines anderen wegen verlässt. Diverse One-Night-Stands bringen keinen Trost. Um seinen Liebeskummer zu überwinden, bucht er einen Hawaii-Urlaub. Doch just dort trifft Peter auf Sarah, die mit ihrem neuen Freund, dem exzentrischen Rockstar Aldous Snow (Russell Brand), im selben Hotel abgestiegen ist. Für den Liebeskranken ein Albtraum, weil er den beiden ständig über den Weg rennt – da hilft es auch nicht, dass sich die sexy Hotelangestellte Rachel (Mila Kunis) für ihn interessiert …

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ÜBER DEN AUTOR
Bernhard Steiner
Bernhard Steiner

Portal-Manager von TV-MEDIA, der mit seinem Faible für Film und Kino die größte Entertainment-Website Österreichs in Schuss hält. Liebt es, am Wochenende mit dem Millennium Falcon durch Mittelerde zu düsen und beim Pizzaessen mit den Teenage Mutant Ninja Turtles über Animes zu schwadronieren.

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