Im Zentrum der Geschichte der Netflix-Miniserie „Der Untergang des Hauses Usher“ (2023) stehen die Zwillinge Roderick und Madeleine Usher (stark gespielt von Bruce Greenwood und Mary McDonnell), die gemeinsam ohne jegliche Skrupel den Pharmariesen Fortunato führen, der mit einem völlig neuartigen Schmerzmittel ein Vermögen scheffeln konnte, damit aber auch zigtausende, wenn nicht hunderttausende Menschen um ihr Leben brachte und noch viel mehr in die Sucht stürzte.
Die bis ins Mark korrupte Familie Usher, zu der auch Rodericks sechs Kinder von fünf verschiedenen Frauen gehören, genießt enorme Macht und Ansehen und lässt dank ihres mit allen juristischen Wassern gewaschenen Anwalts Arthur Pym („Star Wars“-Jedi Mark Hamill) sämtliche Klagen und Angriffe von sich abprallen. Auch der engagierte Ermittler Auguste Dupin (Carl Lumbly) steht seit Jahrzehnten auf verlorenem Posten.
Doch plötzlich segnet – unter Zutun der mysteriösen Verna (Carla Gugino) – innerhalb weniger Tage ein Erbe nach dem anderen auf pittoreske Art das Zeitliche. Ein Sohn wird von einer Katze in den Wahnsinn getrieben, eine Tochter von einem Schimpansen zerfleischt.
Auf einer parallelen Zeitschiene sehen wir Roderick und Madeleine in jungen Jahren den Grundstein für alles Übel legen …
Frei nach der gleichnamigen Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Edgar Allan Poe, adaptiert der Streamingriese Netflix „Der Untergang des Hauses Usher“ als Gothic-Horror-Miniserie – von Mike Flanagan, dem Macher der Hits „Spuk in Hill House“ (2018) und „Spuk in Bly Manor“ (2020).
Verabschieden Sie sich bitte geistig vom Inhalt der Originalversion von Edgar Allan Poes (1809–49) berühmter Erzählung über familiären Irrsinn der gruseligen Art – und freuen Sie sich auf eine überaus stimmige und zeitgemäße Schauergeschichte, die viele zentrale Motive des Poe’schen Horrors aufgreift.
In der Miniserie „Der Untergang des Hauses Usher“ (insgesamt acht Episoden), die ab 12. Oktober 2023 auf Netflix läuft, kommen Geisteskrankheit, und Drogenrausch vor, es wird lebendig eingemauert und auch wiederauferstanden.
Vor allem aber wird in der von Horrorspezialist Mike Flanagan („Spuk in Hill House“, „Spuk in Bly Manor“, „Midnight Mass“, „Gänsehaut um Mitternacht“) in Szene gesetzten Serie auf brutale und hinterfotzige Weise gestorben.
Unterm Strich bietet die in Kanada gedrehte Serie „Der Untergang des Hauses Usher“ (2023) subtilen, kunstvoll gestrickten Grusel mit wohldosierten Horrorelementen, etwas Erotik und einem Schuss Übersinnlichkeit. Nicht alle Figuren zünden, aber die Spannung bleibt bis zum Schluss aufrecht.
Übrigens: Ursprünglich verkörperte Frank Langella (u. a. „Tagebuch eines Ehebruchs“, „Dracula“, „1492 – Die Eroberung des Paradieses“) den Familienpatriarchen Roderick Usher, wurde aber mitten in der Produktion wegen sexueller Belästigung am Set gefeuert. Da zu diesem Zeitpunkt bereits rund die Hälfte der Serie im Kasten war, mussten mit seinem in nur zwei Wochen gefundenen Ersatzmann Bruce Greenwood viele Szenen nachgedreht werden!