Nieder mit der herrschenden Klasse. Aufstand der leidenden Arbeiterklassen. Umverteilung und Enteignung jener, die zu viel besitzen. Chancengleichheit und Wohlstand für alle. Mit diesen Gedanken schlossen sich im Jahr 1917 viele Russen der Revolution gegen das Zarenreich an. Welche teils noch größere Schrecken die nach sich zog, muss an diesem Punkt nicht erläutert werden.
Einer der frühen traurigen Höhepunkte war aber nicht nur die Ermordung der Zarenfamilie, sondern auch aller Adeligen, die sich nicht rechtzeitig ins Ausland absetzen konnten. Der (fiktive) Graf Alexander Iljitsch Rostow (Ewan McGregor) kann diesem Schicksal entgehen, weil ihm die Autorenschaft eines revolutionären Gedichts von 1913 zugeschrieben wird. Also wird er vom Tribunal stattdessen zu lebenslanger Haft im Hotel Metropol verdonnert.
Aus dieser Perspektive eines Mannes ohne Zunft und Zukunft, der mitten im Geschehen ist, aber doch davon ausgeschlossen, entfalten sich über die Jahrzehnte Freundschaften, Feindschaften, existenzielle Fragen und russische sowie Weltgeschichte.
Nicht willens, aufzugeben, kultiviert der Graf bald einen Zirkel von Freunden, wie die energetische junge Nina Kulikova (erst Alexa Goodall, später Leah Balmforth), die Schauspielerin und seine Geliebte Anna Urbanova (Mary Elizabeth Winstead) oder seinen bolschewistischen Jugendfreund Mishka Mindich (Fehinti Balogun), stets unter den wachsamen Augen des Geheimoffiziers Osip Glebnikov (Johnny Harris).
„Ein Gentleman in Moskau“ (2024) Basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Autoren Amos Towels, der im Original den Titel „A Gentleman in Moscow“ trägt. Die hier vorliegende, achtteilige Miniserie aus dem Hause Paramount/Lionsgate (demnach auch exklusiv beim Streaminganbieter Paramount+ verfügbar) ist aber keine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Nachwehen der russischen Revolution und dem Stalinismus.
Wie schon in der Vorlage dreht sich viel um Etikette, Genuss von Speisen und Wein, Alexanders Erinnerungen an seine tote Verwandtschaft sowie die Beziehungen zu den verschiedenen Dauergästen und zum Personal im Hotel.
Das mag zeitweise etwas oberflächlich wirken, aber ein optisch faszinierendes Kostümspiel ist es allemal – und Hauptdarsteller Ewan McGregor macht seine Sache wie immer hervorragend.