Warum will jemand ein Pirat sein, wird Monkey D. Ruffy (Iñaki Godoy) gefragt. Der grinst. „Weil es das Beste ist, was es gibt.“ Ruffy möchte aber nicht einfach nur irgendein Pirat sein, sondern zum Piratenkönig gekrönt werden. Doch das ist unwahrscheinlich – und falls doch, dann nur mit einer eindrucksvollen Beute in der Vita.
Der titelgebende legendäre Schatz des ehemaligen Piratenkönigs Gol D. Roger wäre so eine und wartet noch, gehoben zu werden. Hätte Ruffy ihn erst für sich gesichert, stünde seinem Plan nichts mehr im Weg.
Um das One Piece zu finden, rekrutiert er Schwertkämpfer Lorenor Zoro (Mackenyu Arata), Diebin und Navigatorin Nami (Emily Rudd), Erfinder Lysop (Jacob Romero Gibson), sowie Koch und Frauenheld Sanji (Taz Skylar) – und wird im Zuge seines Abenteuers noch auf viele weitere (künftige) Freunde treffen.
Aber selbst da hören die Schwierigkeiten noch nicht auf. Um den größten Schatz der Welt zu finden, müssen sich die „Strohhutpiraten“ auf die abenteuerliche Reise auf die sogenannte Grand Line begeben – eine weltumspannende Schifffahrtsroute, die selbst die mutigsten und erfahrensten Seebären vor eine Herausforderung stellt, die mehrere Jahre umspannen soll.
Als wäre das nicht genug, kreuzen sich die Wege von Ruffy und seiner Crew natürlich noch mit anderen gefährlichen Piraten – und auch die Navy ist den Seeräubern dicht auf den Fersen …
Den zielstrebigen Piraten Ruffy, der nach dem unabsichtlichen Verzehr einer Teufelsfrucht auch die Fähigkeit hat, seinen Körper wie Gummi zu strecken, erdachte 1997 der japanische Künstler und Manga-Zeichner Eiichirō Oda. 1999 entstand eine Zeichentrickserie, die seit über 1.000 Episoden heute immer noch läuft. Dazu kamen bisher vierzehn (!) animierte Spielfilme, dreizehn Fernsehspecials, ein Sammelkartenspiel, sowie viele viele Videospiele. Nun schwappt „One Piece“ ins Live-Action-Terrain über, und wird von Netflix als achtteilige Serie auf die Streaming-Plattform geladen.
Dass hier westliche Studios und Showrunner involviert waren, machte die Kooperation laut Oda zu Beginn nicht leicht. „Wir kommen aus unterschiedlichen Kulturen. Wenn’s um Unterhaltung geht, haben wir verschiedene Codes, Fähigkeiten und Ziele“, beschrieb er den Prozess. Dennoch habe man letztlich ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Erzählung gefunden. Netflix hatte auch versprochen, die Serie nicht zu veröffentlichen, bis er zufrieden sei, so Oda weiter.
Wohin es (mit dieser Fülle an Vorlagen) Ruffy und seine Strohhutbande zunächst treiben wird, ist noch unbekannt. Klar ist aber, dass die Serie sich mit den Anfängen von Ruffys Reise auseinandersetzen wird, daher ist eine Adaption der sogenannten „East Blue Saga“ aus dem „One Piece“-Manga am wahrscheinlichsten.
Ebenso offen bleibt, ob Oda recht behalten wird und der Mix aus östlicher Erzählkultur und westlicher Unterhaltungssensibilität funktioniert. Oder aber qualvoll scheitert wie einst der katastrophale Live-Action-Film „Dragonball Evolution“ (2009) – basierend auf Akira Toriyamas „Dragonball“-Saga – oder die Neuauflage des Kult-Anime „Cowboy Bebop“ (2021) – an dem sich Netflix mit seiner Real-Serie zuletzt gehörig die Finger verbrannte und nach nur einer Staffel die Reißleine zog!
Aller Zweifel zum Trotz ist es aber Fakt: „One Piece“ (2023) macht tatsächlich Spaß! Die Darsteller überzeugen, die Action ist kreativ und cool inszeniert, und das Worldbuilding lässt den Zuschauer nach mehr verlangen. Für kleinere Kinder ist die Serie aufgrund der gelegentlichen Gewaltspitzen aber nicht zu empfehlen.
Ein besonderes Schmankerl gibt’s für Fans der deutschen Fassung der Animeserie „One Piece“ (Anm. feierte 2003 auf RTL II TV-Premiere): die Synchronsprecher der Strohhutbande wurden auch für die Netflix-Serie rekrutiert! So wird Hauptfigur Monkey D. Ruffy von Daniel Schlauch gesprochen, Uwe Thomsen leiht Lorenor Zorro seine Stimme. Navi wird, wie auch in der Zeichentrickserie, von Stephanie Kellner synchronisiert, Dirk Meyer spricht Lysop und wenn Sanji einmal mehr ein weibliches Wesen verführen will und gnadenlos abserviert wird erklingt die Stimme von Hubertus von Lerchenfeld.